1822 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
234 in. Ztr. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt.
mischen Nacht, der Helte Morgen anbricht. Jedermann
wollte der erste zur That seyn; die Jünglinge aus allen
Ständen eilten zu den Schaaren der Freiwilligen; die
Männer, Verheirathete und Unverheirathete, Aele, die
schon in bedeutenden Aemtern waren und niemahls an den
Kriegsdienst gedacht hatten, traten in die Landwehr und
übten sich nnermüdet in den Waffen. Die Frauen und
Töchter, anstatt über die Gefahren zu klagen, welchen ih-
re Gatten und Väter eutgegenzogen, munterten sie auf,
halfen zu ihrer Ausrüstung,, arbeiteten Tag und Nacht
mit ihren Händen für das Heer, opferten ihren Schmuck
und ihr Silbergeräth, und selbst Kinder und Dienstboten
brachten ihren Sparpfennig zum Opfer für das Vaterland.
Es war eine große, schöne Zeit, welche in der Erinner-
ung derer, die sie erlebt haben, sehr herrlich und des ewi-
gen Nachruhmes bei der Nachwelt werth ist.
Durch solche edle Anstrengung war es möglich, daß
schon nach wenigen Monaten ein treffliches, wenn auch
nicht zahlreiches, preußisches Heer auf dem Kampfplatze
erschien und noch viel größere Haufen überall zur Nach-
hülfe gerüstet wurden. Es war auch nothwendig, alle
Kräfte aufzubieten; denn Napoleon hatte unterdeß eben-
falls in seinen volkreichen Ländern große Werbungen an-
gestellt, und ein neues Heer von mehreren Hnnderttau-
senden zusammengebracht/ Die Russen dagegen hatten in
dem schweren Feldzüge des vorigen Jahres sehr viel ver-
loren,'und so geschah es, daß die Preußen und Russen
vereinigt ihm doch nicht so viel entgegenstellen konnten,
als er noch immer besaß.
Die Schlacht bei Lützen oder Groß-Görschen,
22. Mai. — Im April schön kam er mit seinen Haufen
vom Rheine durch Hessen und Thüringen gegen Sachsen
daher gezogen. Die Preußen und Russen kamen ihm ent-
gegen, und ehe er noch Leipzig erreichen konnte, wohin er
' strebte, griffen frc ihn. in denselben Gegenden, wo im drei-
ßigjährigen Kriege Güllav Adolf mit Wallenstein gestritten
hatte und den Heldentod gestorben war, an. Den Oberbe-
fehl über das verbündete Heer hatte der russische Feldherr
Graf Witgcnstein, und die Preußen standen unter den
Befehlen dergenebale Blücher, York und Kleist. Kai-
ser Alerander und König Friedrich Wilhelm waren eben-
falls bei den Ihrigen und^fencrteir sic zu der äußersten
Tapferkeit an, wenn cü dessen noch.bedurft hätte. Wie
Löwen griffen die Preußen das Dorf Groß-Gorschen, wo
$4 Feindes Mittelpunkt war, an und eroberten eö im
Gsprm ; auch einig? andere nebenbei liegende Dörfer wur-