1819 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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Europa.
nem kurzen Mantel, kommen zuerst auf dem Kampfplatze an
und verlesen eine Verordnung des Königs, worin allen und
jeden, die nicht zum Gefechte bestimmt sind, bei Strafe der
Geißelung untersagt wird, die Schranken zu überschreiten
und mit dem Stiere zu kämpfen. Hierauf erscheinen, ebenfalls
Ln reichem altspanischen Anzuge und auf stolzen Pferden, die
sogenannten Piccadores, Matadores, Taureado-
res. Banderilleros, an der Zahl ungefähr zwölf.
Was diese Namen bedeuten, sollet ihr bald hören.
Die Stiere werden in besondern Ställen aufbewahrt.
Man wählt immer die wildesten und wüthigsten. Sobald die
Fechter in den Schranken sind, wird eines der unbändigsten
Thiere heraus gelassen. Ein Piccador oder Lanzenträgcr
macht, unter dem Schall der Pfeifen und Oboen, den ersten
Angriff mit seiner Lanze. Oft wird er von dem wüthenden
Stiere, samt seinem Pferde, über den Haufen geworfen;
gewöhnlicher aber halt er den Anfall aus und treibt das Thier
zurück. Jetzt machen auch die andern Piccadores ihren An-
griff; siegen sie ebenfalls, so entsteht ein allgemeines Jubel-
geschrei, es schmettern die Trompeten, es wirbeln die Pauken.
Nun treten die Piccadores ab, und es nähern sich die
Fähnchenträger. Sie sind zu Fuß, und halten zwei Stäbe in
der Hand, mit einer zackigen Spitze von Stahl, oben mit
ausgeschnittenem bunten Papier geziert. Mit diesen Stäb-
chen treten sie dem Stiere in den Weg. In dem Augenblicke,
da er die Hörner senkt, sie zu durchbohren, stoßen sie ihm
die Fähnchen in den Nacken. Das Thier wird dadurch vol-
lends wüthend, und brüllt und schäumt. Die Fähnchenträger
springen, einer nach dem andern, hervor; und bald ist der
ganze Kopf und Nacken mit solchen blutigen Stacheln be-
pflanzt. Jetzt tritt der Matador (der Stiertödter) hervor,
mit einem Degen in der einen Hand, einem seidenen Mantel