1819 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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Europa.
Schweitzern ziehen die Auvergner Hirten mit ihren zahl-
reichen Heerden auf dem Abhang der Gebirge umher und
nähren sich und ihre Dorfschaften mit der Milch derselben,
aus welcher sie auch Butter und Käse bereiten. Auch mit
dem Viehhandel verdienen sie sich viel Geld, und das ist
ein Glück für sie, denn ihr armes Land trägt nur wenig
Getreide; sie müssen daher das meiste von ihren Nachbarn
kaufen. Die Auvergner sind aber nicht alle träge Hirten;
nein, sie sind ein arbeitsames thätiges Völkchen. Finden
sie im Lande keinen Verdienst-, so machen sie es wie die
Galizier in Spanien; sie wandern zu tausenden in die
Fremde aus, als Schnitter, Kesselflicker. In Paris sind
die meisten Künstler dieser Art Auvergner. Haben sie sich
nun nach einigen Jahren etwas Geld gesammelt, so kom-
men sie wieder nach Haus und theilen es mit ihrer Familie,
gewöhnen sich auch leicht wieder an die grimmigen Schnee-
stürme im Winter, und die übermäßige Hitze im Sommer,
die so groß ist, daß nicht selten die Schnitterinnen auf dem
Felde davon sterben. Roggenbrod und Wassersuppe, 'oder
Butterund Käse, ist ihre gewöhnlichste Nahrung. Als Le-
ckerbißen bei ihren Schmausereien gilt das Schweinefleisch;
die Schinken aber essen sie nur bei feierlichen Gelegenheiten.
— Dagegen sind sie starke Weintrinker, das ihnen aber
keine große Kosten macht, denn eö wächst viel Wein in Au-
vergne, und er wird um einen geringen Preis verkauft.—
Ihr müßt aber nicht glauben, daß alle Auvergner so arm
sind; nein, die Eigenthümer der Heerden sind sehr wohl-
habende Leute, die auch ganz anders leben. Unter die rei-
cheren gehören eine Menge Messerschmiede, die sich in die-
sem Lande, besonders in der Stadt Thiers, aufhalten,
wo auch eine Menge Papiermühlen beständig im Gange
sind. Die Hauptstadt von Auvergne ist