1819 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Oesterreich. aa5
„Wo liegen aber diese sämmtlichen Staaten?" — Ihr
werdet sie am besten auf der Charte von Europa übersehen
können, wo sie hier zwischen Polen, Rußland, den preus-
sischen, sächsischen und baierschen Besitzungen, Mitel-Italien,
dem adriatischen Meere und der Türkei sich ausdehnen. —
Dieß hier sind die teutschen Lande, dieß Ungarn, dieß Gali-
cien, dieß das lombardisch-venetianische Königreich.
Von einem so großen Lande muß der Regent ganz be-
greiflich auch sehr große Einkünfte haben. Wie viel glaülst
ihr wohl, daß er jährlich einnehmen mag? — Mehr als
150 Millionen Gulden. Und wißt ihr wie viel i5» Mil-
lionen Gulden ausmachen? Wenn diese Summe baar in
Laubthalern, wovon einer zwei Loth wiegt, nach Wien ge-
schafft werden sollte, so müßte man 9^0 Wägen haben, und
auf jeden Wagen müßten zwanzig Zentner Thaler geladen
werden. Diese Einkünfte sollen sich jetzt sogar bis auf 22^
Millionen vermehrt haben. Sollte man glauben, daß dessen
ungeachtet der Kaiser von Oesterreich über 1200 Millionen
Schulden hat? — Daran sind die langen und schweren
Kriege Schuld, die er und seine Vorfahren führen mußten,
und dann erfordert ein so großer Staat auch ungeheuern
Aufwand, denn was kosten nicht nur die Armeen (in Frie-
denszeiten gegen Z6o,ooo Mann) und die Beamten, die alle
bezahlt seyn wollen. Deswegen sieht man auch so gar viel
Geldwagen nicht in Wien ankommen, zumal da man mei-
stens Papiergeld hat, wovon eine Million in die Rocktasche
gesteckt werden kann.
Die österreichischen Lande sind außerordentlich reich an
den mannigfaltigsten Producten. Ungarn liefert eine Men-
ge Gold und Silber, Steyermqrk und Kärnthen, viele tau-
send Zentner Eisen ; Krain viele hundert Zentner Queck-