1819 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Die Berbere!.
477
Das Reich Fetz und Marocco.
Es liegt dieses ansehnliche Reich westlich von Algier, zwi-
schen dem Meere und der Wüste Sahara. Es ist beinahe
fünfmal so groß als unser Königreich Baiern. Ein ansehn-
licher Theil des Gebirges Atlas zieht sich durch das Land.
Ob es gleich in den Thälern niemals schneit, so sind doch
die höchsten Gipfel dieses Gebirges mit ewigem Schnee be-
deckt. Auf den mittleren Regionen herrscht dagegen in mil-
der Luft ein ewiger Frühling, deswegen sind auch jene Ge-
genden stark bewohnt. Auf dem platten Lande empfindet
man im Sommer öfters eine drückende Hitze, doch wird sie
durch Seewinde ziemlich gemäßigt. Im October beginnt chic
Regenzeit, und dauert bis zu Anfang des folgenden Jahres.
Außer dieser Zeit ist der Himmel heiter und die Luft ge-
sund. Das Land im ganzen ist ungemein fruchtbar, aber
schlecht angebaut. Es bringt Getreide, Baumwolle, Taback,
Gummi, Wein, Obst, Datteln, Oel, Feigen, Mandeln,
Citronen, Pomeranzen, Granatäpfel, Apricosen und Zucker-
rohr hervor. Im Thierrciche findet man Kameele, Pferde,
Rindvieh, Maulthiere, Esel, Schafe mit Fettschwänzcn, Zie-
gen, Löwen, Tiger, Wölfe, Strauße und andere Vögel, auch
eine Menge Fische. Die Gebirge enthalten edle Metalle, Ku-
pfer, Zinn, Blei und Eisen.
Das Land ist nicht ohne Manufacturen; es werden
baumwollene und seidene Zeuge, schöne Teppiche und Mat-
ten gewebt, auch grobes Papier, Korduan und dergleichen
verfertigt. Der Handel aber schmachtet unter der despoti-
schen Regierung, die ihn durch drückende Abgaben auf alle
Art hindert. Indessen haben doch die Engländer, Dänen,
Schweden, Spanier und Niederländer Handelsverbindun-
gen in den Seestädten, und führen Wolle, Wachs, Ochsen-