1. Bd. 2
- S. 262
1824 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Karl Heinrich Ludwig, Pölitz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
262
Sechster Zeitraum.
doch mißlang ihm der Versuch. Friedrich mußte endlich
(1177) zu Venedig mit dem Papste und den Lombarden
einen Vertrag eingehen, dessen Bedingungen es belegten,
daß er in Italien n i ch t glücklich gewesen war. Auf diesen
Vertrag ward (1183) zu Kostnitz der Friede mit den lom-
bardischen Städten abgeschlossen.
Mit tiefem Grolle über seinen nach fünf wiederhohlten
Zügen in Italien gescheiterten Plan ging Friedrich über die
Alpen nach Teuc,chland zurück, um dem Herzoge Hein-
rich dem Löwen entgelten zu lassen, was er auch verlo-
ren haben würde, wenn ihm dieser mächtige Vasall, der seit
der Zeit, daß er Bayern wieder erhielt, den Kaiser überall
begleitete und nachdrücklich unterstützte, seinen Beistand
nicht versagt hatte, als er im Herbste 1176, nach verstosse-
ner jähriger Dienstzeit, wie die andern großen Vasallen
nach Teutschland zurückkehrte, und sich durch Friedrichs Bit-
ten nicht bewegen ließ, bei ihm in Italien zu bleiben. Der
Kaiser war unbillig genug, die Schuld seines Unglücks in
Italien nicht auf seinen eigenen Starrsinn und auf die gegen
ihn aufs höchste gestiegene Erbitterung der italienischen
Städte, sondern auf Heinrichs des Löwen Rückkehr zu schie-
den. Die bei dem Kaiser bemerkte Unzufriedenheit gegen
den Herzog weckte Heinrichs Feinde. Die Fürsten, welche
H c i n r i ch ö des L ö w e n Macht beneideten, waren zu-
gleich seine Kläger und seine Richter; Heinrich aber war
stolz genug, aus viermalige Vorladung nicht zu erscheinen.
Es ward also, wegen seines Ungehorsams, die Acht (1180)
zu Würzburg über ihn ausgesprochen, und auf seine Ein-
wendung, daß er als ein gebohrner schwäbischer Fürst nur
in Schwaben vor Gericht gefordert werden könne, nicht ge-
hört. Der längst Gefürchtete ward aller seinerreichs-
l c h e n der a u b t. Bernhard von A sk a n i e n erhielt
zwar den Titel eines Herzogs von Sachsen; allein
theils kamen die schönen wesiphälischen Besitzungen des bis-
herigen Herzogs von Sachsen in die Hände geistlicher Für-
sten (hauptsächlich des Erzbischoffs von Kölln); theils
machten sich die bisherigen Vasallen des Herzogs, die Her-