1. Bd. 2
- S. 285
1824 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Karl Heinrich Ludwig, Pölitz
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Teutschland.
265
verkaufen, um Geld zur Bekämpfung der empörten Böhmen
zu erhalten. — Für die tapfere Unterstützung des Mark-
grafen von Meißen, Friedrichs des Streitbaren,
dessen Lander durch die Hussiten furchtbar verwüstet worden
waren, belehnte er ihn (1423), nach dem Erlöschen des aska-
nischen Stammes in Wittenberg, mit der Churwürde
und dem Herzogthume Sachsen, ungeachtet aller
Widersprüche der sächsisch-askanischen Linie in Lauenburg. —
Am Abende seines Lebens konnte Sigismktnd sich wieder
als König von Böhmen betrachten. Ihm folgte (1437)
sein Schwiegersohn, Albrecht 2 von Oestreich, in Böhmen
und Ungarn.
359.
Albrecht 2. F r i e d r i ch 3.
Dieser edle Fürst, der, nach seiner Wahl zum Könige
von Teutschland, die schönsten Hoffnungen belebte, starb
(1439) zu frühzeitig für die Erwartungen, zu welchen man
sich durch seine Denkungsart und durch seine Thätigkeit be-
rechtigt suhlte. Die Aufhebung des Faustrcchts und die
Eintheilung des Reiches in sechs Kreise war noch nicht zu
Stande gebracht, als ihn der Tod überraschte.
Albrechts Wittwe gebahr, nach des Königs Tode,
einen Sohn (1440) Ladislav, der, als er in der Folge
zur Regierung seiner Erdreiche, Böhmens und Ungarns, ge-
langte, seinem Vater in Hinsicht auf Charaktergröße, Recht-
lichkeit und sichern politischen Blick ganz unähnlich war.
Auf den teutschen Thron gehörte jetzt ein Mann, der den
mächtig aufstrebenden Zeitgeist zu begreifen und ihn zweck-
mäßig zu leiten verstand. Der vier und zwanzigjährige
Friedrich 3 von Oestreich bestieg den Thron (1440 —
1493), auf welchem er über 50 Jahre vegetirte. War ir-
gend ein Zeitraum der neuen Geschichte denkwürdig und von
den wichtigsten Vorgängen begleitet; so war es die Regie-
rungszeit Friedrichs 3. Die Völker Europens, einmal
aus dem langen Schlummer erwacht, wogten auf in dem