1. Bd. 3
- S. 50
1824 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Siebenter Zeitraum.
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schaftlicheri und bürgerlichen Lebens geschehen. Deshalb hat-
ten die teutschen Churfürsten bereits 1486 seinen Sohn, den
Erzherzog Maximilian, zum römischen Könige gewählt;
es dauerte aber noch bis zum Jahre 1496, in welchem
Friedrich starb und Maximilian die Regierung über-
nahm, bevor eine bessere Ordnung der Dinge in Teutsch-
land beginnen konnte. Selbst nach diesem Regierungsantritte
war Maximilian noch zu sehr mit Familienangelegenheiten
beschäftigt, um seine vielseitigen Talente sogleich der bessern
Gestaltung Teutschlands zu widmen. So leitete seine Ver-
mahlung (1494) mit der reichen Prinzessin Blau ca Ma-
ria Sforza von Mailand seinen Blick auf die politischen
Angelegenheiten Italiens, von woher seit mehr als fünf-
hundert Jahren so viel Unglück über Teutschland gekommen
war, und wo damals, bei der Eroberung Neapels,
das Interesse der Könige von Frankreich und Spanien sich
feindlich begegnete. Je schneller und glücklicher Karl 8
von Frankreich die Eroberung Neapels vollendet hatte;
desto thätiger betrieb der Oheim der Gemahlin Maximilians,
der Herzog Ludwig Moro von Mailand, eine Verbin-
dung zwischen dem teutschen Könige, dem Könige Ferdinand
von Aragonien, dem Freistaate Venedig und dem Papste
Alexander 6, deren Zweck, die Verdrängung der Franzosen
aus Italien, auch im Jahre 1495 wirklich erreicht ward.
Italien ward in diesem Zeitraume der Gegenstand
und der Mittelpunct der sich bildenden europäischen
Politik. Seine schönen Lander waren durch Gewerbsfleiß,
Handel und Schiffahrt im Mittelalter reich geworden, und
doch waren die Staaten Italiens verhaltnißmaßig klein, und
unter sich selbst so eifersüchtig, daß sie leicht die Aufmerk-
samkeit und Eroberungslust der Ausländer reizen konnten.
Dazu kamen die von dem jüngern Hause Anjou auf Frank-
reich vererbten Ansprüche auf Neapel, welche Karl 8 gel-
tend zu machen suchte, und die ebenfalls auf Familienver-
bindungen gegründeten Rechte, welche Karls 8 Nachfolger
Ludwig 12 auf Mailand zu haben glaubte. Ob nun
gleich Neapel für Karl 8 und Mailand für Ludwig 12