1. Bd. 3
- S. 212
1824 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
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Siebenter Zeitraum.
zu Carlowitz, verlor aber Morea im Frieden zu
Passarowitz (1718) wieder, nachdem es die Türken
(1714) heimlich überfallen und erobert hatten.
Seit dieser Zeit zog sich Venedig, außer einigen
Streitigkeiten mit dem Papste über dessen kirchliche
Rechte innerhalb des Gebietes der Republik, auf sich selbst
zurück, mit dem Gefühle des Unvermögens, an dem groß-
ßen Gange der Welthandel bedeutenden Antheil nehmen zu
können. Schon laugst zeigte die schüchterne Politik dieses
Staates nach außen und der inquisitorische Druck im In-
nern, daß er sich überlebt habe, als er im Laufe
des französischen Revolutionskrieges zusammenstürzte, und
selbst auf dem Wiener Cougresse nicht wieder hergestellt
ward.
493.
Genua. Korsika.
Venedigs mächtiger Nebenbuhler im Mittelalter, Ge-
nua, stand seit 1464 unter den Herzogen von Mailand,
siel zugleich mit Mailand in Frankreichs Hände unter
Ludwig 12/ befreite sich daraus, ward aber von Franz 1
von neuem unterjocht, und blieb in diesem Verhältnisse der
Abhängigkeit gegen Frankreich, bis cs durch eine still ver-
anlaßte und glücklich ausgeführte Revolution von dem An-
dreas Doria (1.528) zur politischen Selbstständigkeit ge-
bracht ward. Andreas Doria hatte in Franz des ersten
Marine als Admiral gedient, fand sich aber von demselben
beleidigt, und trat in dem zweiten Kriege, welchen Karl 5
mit Franzi führte, (1528) mit dem Kaiser in nähere
Unterhandlungen, dem alles daran lag, seinem Gegner den
Hafen und Handel von Genua, und dadurch einen bedeu-
tenden Einstuß auf die italienischen Staatsangelegenheiten zu
entziehen. Das durch Doria befreite Genua erhielt von
ihm eine aristokratische Regierungsverfassung. Ein auf
zwei Jahre gewählter Doge stand an der Spitze derselben;
die höchste gesetzgebende Gewalt ruhte auf der Gesammtheit