1. Bd. 1
- S. 237
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Griechenland.
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späterhin sehr vielfach umgestaltet wurden. So romantisch
und lieblich mehrere derselben sind; so mannigfaltig verschie-
den ist doch ihr Inhalt. Viele tragen das Gepräge einer
bestimmten Oertlichkeit, und sind an diese oder jene
Gegend, an diesen Berg, an jenen Strom, an diese Stadt,
oder an jenen Volkssiamm ausschließend gebunden; andere
enthalten wieder die u n b e st i m m t e Bezeichnung irgend
einer Begebenheit, welche sich ins fernste Alterthum ver-
liert. — Als späterhin die verschiedenen hier zusammen-
treffenden Stamme, welche bald über Thracien, bald über
den Hellespont, bald von Westen her, und selbst aus Ae-
gypten in Griechenland einwanderten, zu Einem Volke zu-
sammenschmolzen und Eine gemeinschaftliche Sprache rede-
ten, wurden jene, ursprünglich aus so verschiedenen Gegen-
den stammenden, Mythen ebenfalls zu Einem von Dichter-
handen bearbeiteten Ganzen verbunden, das man, in seiner
jüngern lebensvollen Gestalt, nicht mit den frühesten und
einfachen Grundzügen seiner einzelnen Theile verwechseln
darf.
Obgleich in Griechenlands Bewohnern Völkerschaften
von sehr verschiedener Abstammung zusammentrafen; so
wanderten doch die wichtigsten und zahlreichsten Stamme
von Kleinasien her ein, und zwischen dem schwarzen und dem
kaspischen Meere scheinen die Vorfahren sowohl der asiati-
schen, als der europäischen Griechen gesucht werden zu müs-
sen. Ob von dort aus diejenigen Völkerschaften, welche
Thracien besetzten, in einzelnen Stammen auch herab
bis an den Hellespont zogen; oder ob die im Peloponnes
auftretende Horde der P e l a s g e r die erste Bevölkerung nach
Griechenland brachte, kann nicht entschieden werden. Diese
Pelasger erscheinen, nach den ältesten Sagen, unter
Jnachus, ungefähr i800 Jahre vor Christus, Zum ersten-
male in der Geschichte, aber ohne alle Civilisation, ohne
Ehe und Gewerbe, als Wilde, in Thierhaute gekleidet, die
den Gebrauch des Feuers nicht kannten und von den rohen
Früchten des Feldes lebten. Doch bald traten sie zu dem
ersten nähern gesellschaftlichen Leben zusammen, indem sie