1. Bd. 1
- S. 293
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
gerischen Geist frühzeitig zu wecken, dafür sorgte schon die
ganze Erziehung. Die höher» Wissenschaften konnten unter
solchen Einflüssen auf diesem Boden nicht einheimisch gedei-
hen; die Künste lernten die Römer nur bei den Besiegten
kennen. Als endlich beide, von einem fremden Boden ent-
lehnt, nach Rom verpflanzt wurden, war bereits einiger-
maßen die frühere Rohheit der Römer abgeschliffen, und
der Geist des Kriegers auswärts an fremde Kultur gewöhnt.
Doch diese Morgenröthe der römischen Kultur fallt we-
der in diesen noch in den nächstfolgenden Zeitraum. Noch
begeisterte Ein Triumphbogen mehr, als wissenschaftliches
Forschen und richtiger Kunstgeschmack; nur persönliche Ta-
pferkeit, welche in dem He'ldeualter bei keiner Nation ganz
fehlt, so wie der damit verbundene Patriotismus, sind die
so hoch gefeierte Römertugend dieses und des folgenden
Zeitraums.
Die Grundlage der römischen Staatsreligion scheinen
ekrü rische und griechische Mythen, welche die Rö-
mer bei den griechischen Kolonieen in Italien kennen lern-
ten, gewesen zu seyn, in welche aber geschichtliche
Sagen und Vergötterungen ausgezeichneter Helden auö
den ersten Zeiten des Staates übergingen.
90.
Rom unter Königen.
Die monarchische Gewalt in Rom war schon unter Ro-
mulus durch den Senat und das Patricial beschrankt, und
als er, gegen den Willen der Patricier, einen neuen Krieg
beginnen wollte, ward er (nach dem Plutarch) von den
Senatoren in dem Tempel des Vulkans ermordet. Langer
als ein Jahr dauerte, unter dem Drucke des Senats, das
Iwischenreich nach Romulus Tode; denn schon damals schien
der Senat die Absicht ausführen zu wollen, welche erst
bei Targuins Vertreibung gelang, der Regierung ausschließend
sich zu bemächtigen. Allein die Unordnungen in diesem
Zwischenreiche führten zur Wahl eines Ausländers. Der