1. Bd. 1
- S. 392
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
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Dritter Zeitraum.
am Mittelmeere gelegenen asiatischen-Küstenländer und über
eine der bedeutendsten Inseln dieses Meeres aus. Der Be-
sitz von Phönicien und Palästina war für Aegypten beson-
ders wichtig, sobald es Seemacht werdeu, und sich als
solche behaupten wollte; denn ohne das Waldgebirge des
Libanus fehlte es diesem Staate am Schiffsbauhotze, und
Cypern gehörte gewöhnlich dem Reiche, welches die
Herrschaft des Meeres sich verschafft hatte. Zwar
entspann sich in der Folge über den Besitz von Palästina
und Phönicien der langjährige Kampf zwischen Aegyp-
ten und Syrien, der, bei der Schwäche Syriens, end-
lich dem kleinen Palästina in dem Zeitalter der Makkabäer
die Unabhängigkeit verschaffte; in der Regierungszeit der
Ptolemäer gehörte aber, durch die Erweiterung ihrer See-
macht, selbst ein Theil von Kleinasien, und nament-
lich Karien, Cilicien und Pamphplien zu Aegypten.
Selbst Cyrene und Libyen kamen, unter Ptolemäus So-
ter, unter dessen Herrschaft. — Zwar haben über die in-
nere Gestaltung des Landes unter den Ptolemäern keine
Nachrichten sich erhalten; doch scheint die alte Eintheilung
in Districte (Nomen) geblieben, die Verwaltung der hohem
Staatsämter aber ganz in den Händen der Griechen gewe-
sen zu seyn.
Ptolemäus, selbst Schriftsteller, glänzt in den Jahr-
büchern der Kultur als Beschützer und Pfleger der Wissen-
schaften und Künste. Er legte den Grund zu jenem
Flore der Wissenschaften zu Alexandrien, der in den ersten
christlichen Jahrhunderten Alexandrien zum Sammel-
plätze und Mittelpuncte der damaligen Litera-
tur des Erdbodens machte, und selbst da noch nicht
ganz erstarb, als bereits Rom von den Teutschen besiegt war.
Die von Ptolemäus gestiftete B ü ch e r sa m m l u n g bewahrte
in sich die trefflichsten Schätze der Vorzeit; das Museum,
oder die gelehrte Akademie^ war der Vcreinigungspunct der
besten Köpfe jener Zeit, deren Thätigkeit durch gemein-
schaftlichen Wetteifer genährt und durch ein sorgenfreies Le-
den begünstigt ward. In der Folge wurden freilich auch hier