1. Bd. 1
- S. 447
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Rom.
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über die kultivirte Wett und besonders über das herrliche
Griechenland gebrachte Schmach der Unterdrückung der bür-
gerlichen Freiheit rachen sollte. — Rom hatte lange Zeit
keinen gefährlichern Feind gehabt. Wer aber sollte ihn be-
kämpfen? Marius, der durch die Vernichtung der Cim-
bern und Teutonen Rom an zwei heißen Tagen gerettet,
oder Sulla, der den Bundesgenossenkrieg beendigt hatte?
— Der Senat ernannte den Sulla zum Feldherrn. Kaum
war aber Sulla mit dem Heere bis nach Campanien ge-
kommen, als der Tribun Sulpicius, der im Interesse
des Marius stand, es bewirkte (nachdem er die gleichmäßige
Vertheilung der neuen Bürger und Freigelassenen durch
alle Tribus durchgesetzt hatte, um überall Partheiganger
für sich zu haben), daß dem Marius der Oberbefehl über-
tragen ward. Sulla stürmte mit seinem Heere nach Rom
zurück und zerstreute die feindliche Parthei, deren Häupter
aus Rom siüchteten. Marius ward geachtet, und dachte
auf den Trümmern Karthagos in Afrika der Wandelbarkeit
menschlicher Schicksale nach; die ehemalige Macht des Se-
nats ward wieder hergestellt. Sulla bewirkte eine neue
Consulwahl, in welcher Octav i u s von seiner, und C i n n a
von der marianischen Parthei diese Würde erhielt. Wenn
Sulla bei dieser Wahl den Schein der Popularität behaup-
ten wollte; so entging es ihm, daß in Ein na die Volks-
parthei einen neuen Anführer bekommen hatte, wodurch so-
gleich, nach seiner Abreise von Rom, der verjährte Kampf
erneuert werden mußte. Wahrend Sulla sich mit den
Heeren des Mithridats in Griechenland schlug, wollte der
Consul Ein na, auf Anregung des verwiesenen Marius,
die Vertheilung der neuen Bürger durch alle Tribus
bewirken; er mußte aber dem Consul ^ctavius (87) wei-
chen, der mit dem Senate und den alten Bürgern Roms
gemeinschaftliche Sache machte, und ward des Consulats
entsetzt. In Campanien zog Cinna darauf ein Heer zusam-
men, und rief den Marius aus der Verbannung zurück.
Beide drangen bis Rom vor; sie nahmen die ausgehungerte
Stadt ein; sie plünderten und mordeten die Anhänger des
Sulla; die Greuelthaten eines erhitzten Pöbels gaben der