1825 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, ISCED 5 – Tertiärbereich
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Geographie.
Westen von Griechenland war fast einzig bekannt
die Insel Trinakria (Sicilien), und da man jen-
seits derselben weiter kein Land kannte, lag sie,
wie die ihr südliche Syrtenbucht an der libyschen
Küste, nah am Rande der Erdscheibe, unweit der
westlichen Einströmung des Okeanos.
Aus dem Okeanos x) (mit sül'sem Wasser) ent-
sprangen nicht blos das (salzige) Mittelmeer und
die unmittelbar aus ihm abgeleiteten Flüsse,
sondern, durch unterirdische Quelladern, alle
Ströme der Erde; der Okeanos selbst aber hatte
seinen Ursprung am westlichen Ende der nächt-
lichen Halbscheibe aus dem kimmerischen Felsen
Leukas, umströmte mit neun Theilen rechts hin
den Rand der Erde, und der zehnte Theil ergofs
sich als umgränzender Styx ins Todtenreich in-
nerhalb der hohlen Erdscheibe, ins Reich des
A'ides. Zu diesem war der Eingang nah an den
Quellen des Okeanos, und eben daselbst öffnet«
sich auch der dunkle Tartaros, der Kerker der
verstoßenen Titanen, der unter die Erdscheibe
so weit hinab reicht, als der Himmel sich über
ihr wölbt. Iliad. Viii, 10. Hesiod. Theog. 7226 ff.
Am westlichen Ende der Südhälfte der Erde im
Okeanos - Strom lag Illysion, eine oder mehrere
Inseln, die Wohnung besonderer Lieblinge des
Zeus. Odyss. Iv, 565. Hesiod. Opp. et D. 1ö7.
Am Rande dieser Erdscheibe ruhte auf Berg-
säulen, im Westen auf dem Atlas, im Osten auf
dem kolchischen Kaukasus, das eherne Himmels-
gewölbe, öde und leer; denn die homerischen
Götter wohnen auf der allen gemeinsamen Erde,
auf den heiteren Höhen des thessalischen Olym-
1) Okeanos, im Alt-griechischen Ogenos, stammt
wahrscheinlich von dem phönicischen Og,
Ogan, Umkreis, ab; denn von den Phöniciern
erhielten die Griechen mit geographischen
Nachrichten und Fabeln auch wohl manche
Wörter. Nach Diodor (I, rg.) war auch des
Nils ältester Name Okeane, vgl. Diod. I, 12.