1825 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, ISCED 5 – Tertiärbereich
Urzustand des Menschengeschlechts. 53
Nahe dieses schönen schattigen Baumgartens, der
hochgelegen (die Hauptflüsse strömen von da)
etwa in der Mitte der Erdfläche gedacht war,
wohnt Jehovah mit seinen Elohim auf einem
Berge, von dem er zuweilen wie ein persischer
Schach herabkömmt, um während der Abend-
kühle im Park zu lustwandeln und nach seinen
Geschöpfen zu sehen. Hier leben die ersten
Menschen ohne Arbeit in willkommener Mufse.
Doch wird ihnen blos das Pflanzenreich zu ihrer
Nahrung angewiesen, ja der Jehovah schränkt
sogar das gesammte Thierreich auf diese Gattung
der Nahrung ein. Genes. I, 29. 30. Dies deutet
hin auf die alte Sitte eines Volkes oder einer
Sekte, die kein Fleisch als, und das Verbot des-
selben von der ersten Anordnung des Schöpfers
'und aus einer goldnen Zeit, wo selbst die Thiere
einander nicht verfolgten, ableitete. Nicht bei
den Hebräern, aber von uralter Zeit her im süd-
östlichen Asien galt diese Lehre, und wird dort
noch jetzt von einem großen Theile der Einwoh-
ner beobachtet. Aus diesen östlicheren Gegen-
den stammen auch wahrscheinlich zum Theil die
Mythen, von denen wir in den ersten 11 Capi-
teln der Genesis Bruchstücke lesen.1) — Hier
sieht der Mensch Thiere, und unterscheidet sie;
hört ihre Töne, und tönt diese als Namen der
Thiere nach. — In diesem schönen Lande aber
bleibt er nur kurze Zeit. Jehovah verbietet dem
Menschen von den Bäumen zu essen, welche
die Nahrung der Elohim sind (Nektar und Am-
brosia), und die ihnen Weisheit und Unsterblich-
keit geben. Er verbietet ihnen, davon zu essen,
bei Todesstrafe; allein die Menschen gehorchen
nicht. Sie sehen, dafs andere Thiere davon es-
1) S. Ueher die beiden ersten Mythen der Mo-
saischen Urgeschichte von Buttmann, in der
Neuen Berlinischen Monatsschrift 1804. März
u. April. — Aelteste Erdkunde des Morgen-
länders von Buttmann. Berlin 1803.