1825 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, ISCED 5 – Tertiärbereich
54 Urzustand des Menschengeschlechts.
sen und nicht sterben; sie essen also auch von
dem Baume des Erkenntnisses, und ihre Augen
werden sehend. — Nun ergrimmt der Jehovah,
voll Furcht, dafs sie endlich auch von dem Baume
des Lebens esseji und unsterblich werden mögten:
er jagt sie fort aus dem glücklichen Lande; stellt
die Cherubim (Wundergestalten oder Wunder-
thiere des Orients) mit blitzenden Schwertern an
den Eingang, und verdammt den Mann zur mü-
hevollen Arbeit, das Weib zur schmerzhaften
Geburt, und beide zum Sterben. — Dichteri-
sche Darstellung des Ueberganges von gänzlicher
Unthätigkeit zum Nachdenken und zur Arbeit-
samkeit^ dem ersten Anfänge der Cultur, mit
kindischer Phantasie ausgemahlt, die dem Jeho-
vah alle, auch die niedrigsten Leidenschaften des
Menschen giebt, und jede Unannehmlichkeit,
jeden Schmerz sich nicht anders denken kann,
alseine Strafe, die der erzürnte Jehovah für Ue-
bertretung seiner Gesetze verhängt. — Jetzt
macht sich Adam Kleider (freundlicher Zug der
Schaamhaftigkeit), und nun erst fängt er an, den
Acker zu bauen. In diesem, also bei den Juden
uralten, Geschäfte folgt ihm Kain, sein ältester
Sohn; Abel, der jüngere, wird ein Hirt. Neid
veranlaßt den ersten Mord; der rüstige Acker-
bauer erschlägt den trägeren weichlicheren Hir-
ten, wie wohl häufiger Vorkommen mogte, wenn
die Heerden des Nomaden dem Feldbauer seinen
Acker abweideten: und getrieben von Jehovah,
dem Rächer des Ermordeten, den der rohe
Mensch in der Stimme seines Gewissens zu hören
meint, flieht er nach dem Lande Nod, (d. i. nach
dem Lande des Herumschweifens, der Verban-
nung), von Eden gegen Morgen. (Und ist
wahrscheinlich der ursprüngliche Wohnsitz der
jüdischen Stammväter, wo diese Sagen entstan-
den, auf der Gränze von Persien und Indien ge-
wesen; so liegen ihnen nordostwärts die Step-
penländer der Kirgisen, Mongolen und Tataren,
wo seit undenklicher Zeit Völkerschwärme noraa-