1821 -
Stuttgart
: Steinkopf
- Autor: Ewald, Johann Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
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Edelsinn und Großmuth.
Schutt. Mehr als drenbundert Menschen wurden unter
den Trümmern der eingestürzten Stadt begraben. Wo-
chenlang fraß das Feuer unlöschbar in dem Schutte. In
eben der Nacht brachen 84 Burgen der Grafen und Her-
ren in den beyden Hochstiften Constanz und Basel zu-
sammen. Viele hunderte von den unglücklichen Bewoh-
nern büßten dabey ihr Leben ein.
Zu jener schrecklichen Zeit lag gerade der Herzog Al-
brecht von Oestreich mit der Stadt Basel im Kriege. Ei-
ner aus ^em Rath von Oestreich erinnerte den Herzog: er
könne jetzt die Stadt, da die Natur sie ihm geöffnet
habe, ohne Widerstand einnehmen. — Aber der Herzog
gab die edle Antwort: „Da sey Gott vor, daß Albrecht
von Oestreich die verfolge und tödte, welche der gött-
liche Arm verwundet!" Sogleich befahl er, daß vierhun-
dert Männer vom Schwarzwald eilends nach Basel ziehen
und den Bürgern helfen sollten, den Ort zu reinigen, wo
ihre Vaterstadt gestanden halte. Obschon einige die Stadt
an einem andern Platz wieder aufbauen wollten, so be-
schloß doch die Mehrzahl der Bürgerschaft, an eben den
Orten zu wohnen, wo bis auf diesen Zufall die langen
Geschlechts - Folgen ihrer Vater ruhig und sicher gewohnt
hatten. Der Herzog Albrecht unterstützte die Bürger, so
wie mehrere treue Eids, und Buudes.genossen, bey dem
Anbaue ihrer Stadt nach seinem Vermögen. Nach weni-
gen Jahren stand Basel schöner und größer da, und so
stark befestigt, wie zuvor.
85o.
Ein Grenadier, Namens Hubert, lag lm J. 1778. ,'m
Lazareth zu Neiße kn Schlesien. Neben ihm lag ein Füselier,
dessen Frau, nebst einem Kinde, kurz zuvor gestorben war,
und die ihm einen Sohn hinterlassen hatte. Der Füselier
starb im Lazarethe, und sein Sohn, ein Knabe von io
Jahren, war von aller Welt verlassen. Sein Schicksal
gieng dem alten Hubert nahe. Er suchte ihn zu trösten,
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