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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 86

1882 - Kiel : Homann
86 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. euuge Töpfe sowie Milch erhielten, nachdem ich vorher den Kindern, die nackt herumliefen, mehrere bunte Glaskorallen ausgeteilt hatte, um das Zutrauen der Einwohner zu erwerben. Dann schifften wir auf das linke Ufer, wo ich em kleines Monument untersuchte, welches allen Reichtum und alle Zierlichkeit zeigt, deren der Ernst der ägyptischen Architektur fähig ist. Um ein verborgenes Gemach untersuchen zu können, war ich genötigt, mehrere Steine der oberen Decke abheben zu lassen. Meine Araber, welche diese Arbeit verrichteten, frohlockten schon über den Schatz, den sie nun zu heben hofften, denn sie sind fest überzeugt, daß wir Europäer nur in der Absicht, j Reichtümer zu suchen, eine so weite Reise unternehmen. Als sie aber in demselben nur Staub und Sand fanden, der durch die Spalten der Decke hinein gedrungen war, sahen sie mich mit großen Augen au und ein Gemisch von Furcht- samkeit und Ehrfurcht sprach sich in ihren Blicken aus, als hielten sie mich für einen Zauberer, der ihnen den Schatz unsichtbarer Weise entwendet hätte. — Fünf Tage nach unserer Abfahrt von den Katarakten gelangten wir nach Girscheh und dann nach den Ruinen Effabua. Diesen gegenüber ist der Ort, wo die Karawanen aus dem östlichen Teile an den Nil gelangen und Straußfedern, Elfenbein, arabisches Gummi und Sklaven dem ägyptischen Handel zuführen. Eine Tagereise weiter, macht der Fluß eine starke Krümmung, so daß der Nordwind der uns bisher hinauf getrieben hatte, uns fast entgegen war und wir nur mit Mühe weiter konnten. Während die Schiffsleute unser Fahrzeug den Fluß hinaufzogen, besuchte ich die Felder und einzeln stehende Wohnungen längs dem Ufer. Es waren größtenteils Hütten, aus Strohmatten zusammengesetzt, mit denen die Bewohner sich auf das entgegengesetzte Ufer flüchten, sobald sich ihnen Feinde aus dem Innern des Landes nahen. Die meisten Wohnungen Nubiens sind aus Lehm oder Nilschlamm gebaut und mit Baumstämmen und Palmenzweigen bedeckt, oft aber nur so hoch, daß man kaum darin aufrecht stehen kann. Die Familie wohnt in demselben niit Kühen und Schafen zusammen. Unverkennilich ist au denselben die ägyptische Form „und es ist wahrscheinlich, daß mit Ausnahme einer sorgfältigeren Konstruktion das Äußere der modernen Privatwohnungen dem der antiken völlig gleich komme. Auffallend ist, daß die Nubier nie das Innere der Tempel und Ruinen zu ihren Wohnorten be- nutzen. — Während ich mein Fahrzeug erwartete, zeichnete ich die Ruinen von Amadon, ans dem linken Nilufer. Bis zur Hälfte im Sande vergraben ragt der obere Teil derselben malerisch aus der nackten Fläche hervor; öde ist alles umher, kein Baum, kein Strauch belebt die Gegend, nur in der Ferne zeigen sich kleine Gebirge. Die ein- fachen Formen und Verhältnisse des Gebäudes wirkten wohlthäüg auf das Auge. Sowie seine Haupteinteilungen in Vorhalle und Cella seine ursprünglichen Leistungen leicht erraten läßt, so deutet eine aus der Mitte sich erhebende Kuppel aus den späteren Zweck und dessen Umwandlung ans einem heidnischen in einen christlichen Tempel. — In der mittleren Kammer sieht man heidnische und christliche Ab- bildungen vermischt. Ein Bewurf von Erde, worauf die Gegenstände christlicher Ver- ehrung gemalt sind, bedeckt die heidnischen Bilder und diese sind nur da sichtbar, wo der Bewurf zerstört oder abgefallen ist. Am folgenden Tage erreichten wir Derri, Hauptstadt der Provinz und Sitz eines türkischen Cachefs. — In der Nähe befinden sich die mächtigen Überreste eines ägyptischen Monuments in die Steiumasse des niedrigen Felsen eingehauen. Dies Monument (auf dem rechten Ufer) wägt das unzweideutige Gepräge eines hohen Altertums und die Spuren der Kindheit der Kunst. Jene Unvollkommenheit ist hauptsächlich in allen architekwnischen Teilen der Skulpturen sichtbar, die mit dem Bau zugleich entstanden z. B. die Statuen, die an den Pfeiler der Tempelvorhalle angelehnt sind, mit demselben eine Steinmasse ausmachen und ebenso die Gottheiten in den Nischen des Sanktuariums (d. i. des Allerhelligsten). Unsere Reise fortsetzend fanden wir in Saad den schon im Altertum berühmten Palmwein, der auch iu Nubieu aus der süßesten Dattelfrucht bereitet wird. Von Derri gelangten wir nach Jbrim, einem Städtchen auf einem hohen Felsen liegend. Während ich hier zeichnete erhielten wir Besuch von den schwarzen Pilgern, die weit aus dem
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