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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 124

1882 - Kiel : Homann
124 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 61. Die Klöster als Pflege- und Pflanzstätten des Gewerbes, der Kunst und Wissenschaft. Bereits zu den Zeiten der Merowinger begegnen wir klösterlichen Stiftungen im Frankenreiche, die sich weiterhin zu blühenden Abteien, zu Stätten der Wissenschaft, der Staatskunst und feinerer Sitte ausgebildet hatten. Zu Tours hatte Gregor seine Frankengeschichte geschrieben und unter Karl Martell und Pipin blühten diese segensreichen Zustuchtsorte für alles, was jene rauhe Zeit an zarteren Regungen kannte, herrlich wei- ter. Soissons, Tours, Orleans, Metz, Rheims waren bereits damals Stätten, an denen die spärlichen Reste des Altertums, die geringe Kunde der Wissenschaften, die Kunst des Schreibens und die Gewohnheit des Aufzeichnens der geschehenen Dinge bewahrt und gehegt wurde. Irische Mönche und nach ihnen die angelsächsischen Missionare, Bonifacius und seine Nachfolger trugen das Evangelisationswerk über den Rhein; St. Gal- len, Reichenau, Fulda und andere Stätten singen an, in deutschen Gauen Licht und Wärme zu verbreiten. Karl der Große erwarb sich große Ver- dienste um die alten und zahlreichen neuen Stiftungen. An jedes Kloster schloß sich eine Schule an, die Mönche unterwiesen die jungen Söhne des ungeschlachten Adels in der Kunst des Lesens und Schreibens, führten die Begabteren unter ihnen auf die grünen Auen des Altertums, ließen die Franken siegen und lehrten in den mauerumschlossenen Klostergärten deutsche Bauerknaben die Kunst des Obstschnitls und die Zucht auserlese- ner Früchte. Das kirchen- und klosterfreundliche Geschlecht der Karolinger ließ nicht ab mit Gründung neuer Stiftungen und mit Schenkungen an alte. Jedes Herrschergeschlecht hatte seine Familienstiftung, jeder Einzelherrscher sein Lieblingskloster. Ludwig der Fromme gründete 822 das Kloster Korvey an der Weser. Von den letzten Karolingern ließ Karl der Dicke sich in Reichenau begraben, dem er zu Lebzeiten viel Gutes gethan hatte; Arnulf und Ludwig das Kind bevorzugten St. Emmeran bei Regensburg, wo sie auch beigesetzt wurden. Gandersheim war eine Stiftung der Ludolfinger, wo später die Schwestern und Töchter des kaiserlich sächsischen Hauses ihre ansehnliche Versorgung fanden. Stiftungen der bayrischen Agilolfinger waren die bald zu großer Blüte gelangenden Klöster im Chiemsee, zu Tegernsee, Benedictbeuren und Wessobrunn. Weltliche und geistliche Große gründeten Klöster, in welche sie sich am Abend ihres Lebens zurückzogen; so Eginhard der Zögling Karls des Großen, Seligenstadt am Main, wo Kaiser Ludwig 836 den Jugendfreund besuchte. Überblicken wir am Ende des karolingischen Zeitraums das geistige Leben des ostfränkischen Landes, so finden wir die Kultur, die Pflege der Wissenschaft und des Unterrichts wesentlich in die Klöster und Bischofs- sitze zurückgedrängt. Zwar bestand noch die Hofschule Karls, aber diese erstreckte ihre Wirkung doch nur auf die höchste Aristokratie und darüber hinaus ließ die unruhige Zeä keine öffentlichen Schulen aufkommen. Die Schulen aber, die Karl in den friedlichen Mauern von Fulda, Reichenau,
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