1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
n. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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D. Aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
(Allmählicher Rückgang.)
91. Die Städte im Ansang des dreißigjährigen Krieges.
Als der Krieg ausbrach, waren die Städte bewaffnete Hüter der
deutschen Kultur, welche reich und geräuschvoll in engen Straßen zwischen
hohen Häusern arbeitete. Fast jede Stadt, nur die kleinsten Märkte aus-
genommen, war gegen das offene Land abgeschlossen durch Mauer, Thor
und Graben, enge und leicht zu verteidigen waren die Zugänge, oft stand
die Mauer doppelt, noch ragten häufig die alten Türme über Zinnen und
Thor. Dieses mittelalterliche Befestigungswerk war bei vielen der größeren
seit hundert Jahren verstärkt worden, Bastionen aus Feld- und Backsteinen
trugen schwere Geschütze, ebenso einzelne starke Thüren; oft war ein altes
Schloß des Landesherrn, ein Haus des früheren Vogtes oder Grafen,
den der Kaiser gesetzt, besonders befestigt. Es waren nicht Festungen
in unserm Sinn, aber sie vermochten, wenn die Mauer dick und die
Bürgerschaft zuverlässig war, auch einem größeren Heere wenigstens eine
zeitlang zu widerstehen. Für solche Verteidigung wurden Erdschanzen
als Außenwerke aufgeworfen und schnell durch Gräben und Pfahlwerk
verbunden. Viele Plätze aber, bei weitem mehr als jetzt, waren wirkliche
Festungen. Dann bestand ihre Hauptstärke schon in den Außenwerken,
die mit niederländischer Kunst angelegt waren. Längst hatte man erfahren,
daß die Kugel der Kartaune an Steinwand und Brüstung mehr zerstörte,
als an Erdwällen.
In den größeren Städten wurde schon viel auf Reinlichkeit der
Straßen geachtet. Sie waren gepflastert, auch ihr Fahrweg, die Pflasterung
zum Wasserfluß gewölbt, Hauptmärkte, z. B. in Leipzig, schön mit Steinen
ausgesetzt. Längst war man eifrig bemüht gewesen, der Stadt sicheres
und reichlicheres Trinkwasser zu schaffen, unter den Straßen liefen hölzerne
Wasserleitungen; steinerne Wasserbehälter und fließende Brunnen, oft mit
Bildsäulen verziert, standen auf Markt und Hauptstraßen. Noch gab es
keine Straßenbeleuchtung; wer bei Nacht ging, mußte durch Fackel oder
Laterne geleitet werden, später wurden auch die Fackeln verboten, aber an
den Eckhäusern waren metallene Feuerpfannen befestigt, in denen bei nächt-
lichem Auflauf oder Feuersgefahr Pechkränze oder harziges Holz angebrannt
wurde. Es war Sitte, bei ausbrechendem Feuer das Wasser aus den
Behältern oder fließenden Brunnen in die gefährdeten Straßen laufen zu
lassen. Dafür hingen an den Straßenecken Schutzbretter, und war es Pflicht
einzelner Gewerke, — in Leipzig der Gastwirte — mit solchen Schutz-
brettern das Wasser an der Brandstätte zu stauen, indem man aus ihnen
und zugetragenem Dünger einen Querwall zog. Die Straßen- und
Sicherheitspolizei war seit etwa sechszig Jahren sehr verbessert worden.
Kurfürst August von Sachsen hatte in seinem Laufe die gesamte Ver-
waltung mit nicht gemeinem Geschick neu organisiert. Seine zahlreichen