1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Frankreich 300 Millionen Francs Subsidien und von 1750—1772 noch-
mals 137 Millionen, aber dafür führten seine Fürsten französischen Luxus
ein, ward Deutschland vom Auslande abhängig.
Nur drei der alten Hansastädte: Hamburg, Lübeck und Bremen, welcke
weniger von der Kriegsfurie zu leiden hatten, behaupteten zum Teil ihre
Unabhängigkeit und einigen Glanz. In England und den Niederlanden
wußten sie sich zu behaupten, auch mit Frankreich, Spanien, Portugal er-
hielten sie den Berkehr. Die Verbindung mit England wurde besonders
eng, seitdem die englische Handelsgesellschaft 1611 ihren beständigen Sitz
in Hamburg aufgeschlagen hatte und den Handel mit englischen Wollen-
waren nach Deutschland und dem Nordosteu Europas betrieb. Um die-
selbe Zeit ließen sich auch niederländische Flüchtlinge in Hamburg nieder,
welche Manufakturen in Leinen und Seide anlegten. Diesen wird auch die
Begründung der Hamburger Bank 1619 zugeschrieben. Aber die Haupt-
handelsstädte im Innern Deutschlands: Köln, Nürnberg, Augsburg, Erfurt,
Soest rc. konnten sich von den Schlägen, welche ihnen der Krieg und die
veränderte Gestaltung des Handels und Verkehrs zugefügt hatte, nicht erholen.
Ihr Handel hörte ans, ihre Blüte war dahin aus viele, viele Jahre. Was
sich noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts gehalten hatte, wurde im
folgenden Jahrhundert zerstört. In Osnabrück zähüe man noch um 1650 an
189 Tuchwebermeister, die 3156 Stücke Tuch anfertigten, 50 Jahre später
waren es nur noch 50 Meister, welche nur noch 544 Stück Tücher fabri-
zierten. Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts gab es in Bayern
399 Meister mit 740 Gesellen; 1782 nur noch 99 Meister mit 85
Gesellen.
Das 18. Jahrhundert läßt allerdings in manchen Beziehungen ein
Wiederaufleben der Gewerbthätigkeit erkennen, doch hinderten auch wiederum
die Kriege, namentlich der siebenjährige, ein rascheres Fortschreiten. Durch
die Einwanderung zahlreicher französischer Flüchtlinge (nach 1685) kamen
einige ganz neue Industriezweige und Betriebsmethoden aus. In Branden-
burg, Baireuth, Schwabach, Hessen, im Bergischen, wo sich die Flüchtlinge
hauptsächlich niederließen, wurden Seidenmanusakluren, Hut-, Handschuh-,
Glas- und Porzellanfabriken und dergl. gegründet und nach dem Prinzip
der Arbeitsteilung betrieben und vom Staate durch Geld, Privilegien und
Steuerfreiheit geschützt. Doch da sie hauptsächlich nur dem Luxus dienten,
so konnten sie keinen Ersatz bieten für die zu Grunde gegangenen städtischen
Gewerbe. Dazu kam, daß sie ihr Rohmaterial vom Auslande beziehen
mußten und deshalb meistens nicht mit Frankreich und England konkurrieren
konnten. Sie bedurften deshalb der Unterstützung der Landesherren. Das
einzige Gewerbe, das immer noch blühte, war die Leinenweberei. Auch die
Fabrikation von Eisen-, Stahl- und Messingwaren machte von 1700—1750
wieder solche Fortschritte, daß deutsche Metallwaren wieder einen wichtigen
Ausfuhrartikel bildeten. Von der blühenden Tuchweberei hatte Kursachsen
sich einen Rest von einiger Bedeutung erhalten, da es durch Einführung
der Merinoschafe für Verbesserung der Wolle gesorgt hatte. Im Voigt-
lande wurde durch Einwanderung schweizerischer Fabrikanten die Baum-