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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 216

1882 - Kiel : Homann
216 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Frankreich 300 Millionen Francs Subsidien und von 1750—1772 noch- mals 137 Millionen, aber dafür führten seine Fürsten französischen Luxus ein, ward Deutschland vom Auslande abhängig. Nur drei der alten Hansastädte: Hamburg, Lübeck und Bremen, welcke weniger von der Kriegsfurie zu leiden hatten, behaupteten zum Teil ihre Unabhängigkeit und einigen Glanz. In England und den Niederlanden wußten sie sich zu behaupten, auch mit Frankreich, Spanien, Portugal er- hielten sie den Berkehr. Die Verbindung mit England wurde besonders eng, seitdem die englische Handelsgesellschaft 1611 ihren beständigen Sitz in Hamburg aufgeschlagen hatte und den Handel mit englischen Wollen- waren nach Deutschland und dem Nordosteu Europas betrieb. Um die- selbe Zeit ließen sich auch niederländische Flüchtlinge in Hamburg nieder, welche Manufakturen in Leinen und Seide anlegten. Diesen wird auch die Begründung der Hamburger Bank 1619 zugeschrieben. Aber die Haupt- handelsstädte im Innern Deutschlands: Köln, Nürnberg, Augsburg, Erfurt, Soest rc. konnten sich von den Schlägen, welche ihnen der Krieg und die veränderte Gestaltung des Handels und Verkehrs zugefügt hatte, nicht erholen. Ihr Handel hörte ans, ihre Blüte war dahin aus viele, viele Jahre. Was sich noch bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts gehalten hatte, wurde im folgenden Jahrhundert zerstört. In Osnabrück zähüe man noch um 1650 an 189 Tuchwebermeister, die 3156 Stücke Tuch anfertigten, 50 Jahre später waren es nur noch 50 Meister, welche nur noch 544 Stück Tücher fabri- zierten. Im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts gab es in Bayern 399 Meister mit 740 Gesellen; 1782 nur noch 99 Meister mit 85 Gesellen. Das 18. Jahrhundert läßt allerdings in manchen Beziehungen ein Wiederaufleben der Gewerbthätigkeit erkennen, doch hinderten auch wiederum die Kriege, namentlich der siebenjährige, ein rascheres Fortschreiten. Durch die Einwanderung zahlreicher französischer Flüchtlinge (nach 1685) kamen einige ganz neue Industriezweige und Betriebsmethoden aus. In Branden- burg, Baireuth, Schwabach, Hessen, im Bergischen, wo sich die Flüchtlinge hauptsächlich niederließen, wurden Seidenmanusakluren, Hut-, Handschuh-, Glas- und Porzellanfabriken und dergl. gegründet und nach dem Prinzip der Arbeitsteilung betrieben und vom Staate durch Geld, Privilegien und Steuerfreiheit geschützt. Doch da sie hauptsächlich nur dem Luxus dienten, so konnten sie keinen Ersatz bieten für die zu Grunde gegangenen städtischen Gewerbe. Dazu kam, daß sie ihr Rohmaterial vom Auslande beziehen mußten und deshalb meistens nicht mit Frankreich und England konkurrieren konnten. Sie bedurften deshalb der Unterstützung der Landesherren. Das einzige Gewerbe, das immer noch blühte, war die Leinenweberei. Auch die Fabrikation von Eisen-, Stahl- und Messingwaren machte von 1700—1750 wieder solche Fortschritte, daß deutsche Metallwaren wieder einen wichtigen Ausfuhrartikel bildeten. Von der blühenden Tuchweberei hatte Kursachsen sich einen Rest von einiger Bedeutung erhalten, da es durch Einführung der Merinoschafe für Verbesserung der Wolle gesorgt hatte. Im Voigt- lande wurde durch Einwanderung schweizerischer Fabrikanten die Baum-
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