1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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und Lücken des halb steinigen, halb lockeren Erdbodens, da würde der
Kanal versanden und der Menschenkraft spotten. Wissenschaftliche Ein-
wände und kommerzielle Bedenken suchten das Unternehmen zu mißkredi-
tieren und als Abenteuer zu bespötteln.
Gleichwohl ist die Durchführung vor sich gegangen und mit großer
Umsicht vollendet worden. Zunächst wurde vom Nil aus ein Kanal ge-
graben und eine Wasserleitung nach der Wüste hergestellt, welche stellen-
weise die Öde in einen blühenden Garten verwandelte, gutes Trinkwasser
an die Arbeitsstätten führte und die Beschaffung von Lebensmitteln für
die Arbeiter möglich machte. An die Stelle der ägpptischen Arbeiter, die
wenig leisteten, traten Arbeitsmaschinen. Der Dampf, der moderne Sklave
und Sklavenbefreier vollendete, was Sklavenmenschen nicht hätten durch-
führen können.
Der französische General-Konsul in Alexandria, Ferdinand v. L e s s e p s,
war es, der den Bau des Suez-Kanals neu anregte und eine Gesellschaft
unter Begünstigungen der französischen und ägyptischen Regierung bildete,
welche die Ausführung übernahm. Man hielt anfangs ein Aktienkapital
von 200 Millionen Franken für ausreichend; die wirklichen Kosten indessen
haben sich auf 300 Millionen Franken herausgestellt. Dafür ist es aber
auch möglich geworden, das Unternehmen in der festgestellten Zeit zu
vollenden. Im Jahre 1859 wurde der erste Spatenstich hierzu unter der
Bedingung gethan, in zehn Jahren den Kanal fertig zu haben; und er
wurde noch im Oktober 1869 eröffnet.
Abgesehen von der Schwierigkeit, für die Arbeiterkolonieen in der
Wüstenei eine menschliche Wohn- und Arbeitsstätte zu bereiten, waren die
'Naturhindernisse an Ort und Stelle nicht gering. An beiden Enden des
Kanals mußten geschützte Häfen angelegt und die Steinmassen hierzu
künstlich fabriziert werden. Wo der Boden weich und sandig war, mußten
nach oben hin die Böschungen stark verbreitert werden, um das Herabstürzen
in den Kanal hinein zu verhüten. Ein Teil des Kanals geht durch
steinige Anhöhen, die durchbrochen werden mußten. Der einzige Vorteil,
welchen das Terrain darbot, war die Existenz des auf dem Wege liegenden
Bitterseees, durch welchen man den Kanal geleitet. Allein dieser See,
11 m tiefer als die beiden Meere liegend, mußte ausgefüllt werden mit
den Gewässern des roten und des mittelländischen Meeres, um einen gleichen
Wasserstand herzustellen.
Um die Strömung im Kanal durch Flut- und Sturmwellen nicht
allzu heftig werden zu lassen, wodurch die Böschungen leicht unterspült
und in den Kanal gestürzt werden könnten, sind Schleusen an seinem ganzen
Verlaufe angebracht.
So steht der Kanal fertig da, breit und wasserreich genug, um von
großen Seeschiffen befahren zu werden. Docks und Magazine zur Aus-
besserung, zur Ausrüstung und Proviantierung von Schiffen; Vorrichtungen
zur Versorgung derselben mit Trinkwasser und Brennmaterialien; Waren-
lager, um den Handelsaustausch an Ort und Stelle zu bewerkstelligen,