1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt undwerkstatt.
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Erdbrände gedacht. Nicht durch Verwahrlosung oder böse Anstiftung,
sondern auf eine bisher unerklärlich gebliebene Weise geraten zuweilen
ganze Kohlenflötze in Brand. Diese Selbstentzündung der Steinkohlenslötze
kann zwar die Entstehung der Steinkohlen nicht erklären, aber uns wohl
zu der zulässigen Meinung berechtigen, wenn Steinkohlenslötze sich von
selbst oder vielmehr durch uns noch unbekannte Ursachen entzünden können,
so konnten auch wohl ähnliche Ursachen Pflanzenmasse in Steinkohlen ver-
wandeln. Schon seit mehr als 200 Jahren brennt bei Planitz in Sachsen
ein Kohlenlager und keine menschliche Macht vermag den Brand zu löschen.
Hier hat mitten im rauhen deutschen Winter seit 200 Jahren kein Schnee
gelegen. 1835 war der furchtbar von unten geheizte Platz 250 m
lang und 120 w breit.
Den Steinkohlen nah verwandt sind die Braunkohlen. Sie müssen
auf dieselbe Weise entstanden sein; sie kommen in Steinschichten vor, in
denen ebenfalls die Abdrücke derjenigen Pflanzen gefunden werden, aus
denen sie entstanden sind. Diese sind aber von den Steinkohlenpflanzen
ganz verschieden; sie stehen unseren jetzt lebenden Pflanzen viel näher,
obgleich keine einzige Braunkohlenpflanze jetzt noch lebend angetroffen wird.
Obgleich zwischen der Ablagerung der Steinkohlen- und der Braunkohlen-
flötze viele Jahrtausende verstrichen sein müssen, so war doch zur Braun-
kohlenzeit in Deutschland noch ein viel wärmeres Klima, denn man findet
im böhmischen Braunkohlensandstein Abdrücke von Palmenblättern und
Lorbeerpflanzen.
Nachdem schon jahrtausendelang der Mensch wohl nach schnödem
Golde, aber nicht nach Steinkohlen die Erde durchwühlt hatte, war es
unseren Jahrhunderten vorbehalten, mit den Steinkohlen ein mächtiges
Förderungsmittel seines Fleißes und ein hübsches Stück der Geschichte seiner
mütterlichen Erde zu ergraben. Wenn wir auf einem Berge stehen, und
uns umschauen, so stehe nwir auf einem Buchstaben eines großen Geschichts-
buches, in welchem jeder Mensch etwas zu lesen verstehen sollte.
E. A. Roßmäßler („Der Mensch im Spiegel der Natur".
Etwas gekürzt).
170. Das Leuchtgas,
i.
Die Beobachtung, daß aus fossiler Kohle ein brennbares Gas erhalten
werde, ist schon mehrere Jahrhunderte alt, wußte man ja schon seit den
ältesten Zeiten, daß in dem Haushalt der Natur in den Stein- und Braun-
kohlenflötzen brennbare Gase in großer Menge sich bilden, welche als Gas-
quelle an die Oberfläche der Erde gelangen.
Der Boden mancher Gegenden enthält dies Gas in solcher Quantität
und Qualität, daß es ausreicht, ein Rohr in die Erde zu stoßen, um so-
gleich das Ausströmen eines Gasstromes zu bewirken, der sofort zur Be-
leuchtung benutzt werden kann. In der Nähe von Fredonia im Staate
New-^ork liefert die Natur eine vollständige Beleuchtungsanstalt, wie wir
Ahrens, Lehr- und Lesebuch für Fortbildungsschulen. 26