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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 407

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 407 Kohlenpartikelchen im Innern der Flamme aus Mangel an Sauerstoff nicht bis zum Glühen erhitzt wird. Bei dem Flachbrenner bildet sich die Flamme durch einen Schnitt. Die Flamme ist stach, mehr breit als hoch und findet bei der Straßenbeleuchtung häufige Anwendung. Der Form der Flamme wegen nennt man den Schnittbrenner auch den Fledermaus- flügelbrenner. Vorzugsweise zur Ziinmerbeleuchtung wird der Argand'sche Rundbrenner verwendet, bei welchem die Flamme aus einer kreisrunden Reihe kleiner Strahlen, deren jeder aus einer besonderen Öffnung tritt, gebildet wird. Beim Dumasbrenner, dem vorigen ähnlich, tritt der Gas- strom aus einer kreisrunden Schnittösinung hervor. Als sehr wertvolle Nebenprodukte bei der Kohlengasbereitung er- wähnen wir: die Koks, das Gaswasser, Ammoniak enthaltend, den Stein- kohlenteer, der äußerst mannigfache Verwendung findet, z. B. bei der Fabrikation der Dachpappe, zur Konservierung von Holz, Mauerwerk und Metallen, zur Darstellung von Benzin, der Teer- oder Anilinfarben, der Karbolsäure, des künstlichen Asphalts; den Gaskalk, der in der Gerberei und bei der Bereitung von Berlinerblau wieder Verwendung findet. Prof. Rud. Wagner. 171. Das Petroleum, seine Verwendung und seine Industrie. Nachdem in den Jahren 1857 und 1858 verschiedene Proben und 1859 die ersten Sendungen von amerikanischem Erdöl nach Europa ge- kommen waren, verschaffte sich dasselbe rasch in allen civilisierten Ländern Eingang und schon in der Mitte der sechziger Jahre war sein Sieg über Talg, Stearin, Wachs, Wallrat, Paraffin auf der einen Seite, über Thran, Rüböl und Solaröl aus der andern Seite entschieden und das Petroleum als ein mindestens ebenbürtiger Rivale des Leuchtgases an- erkannt. Der Triumphzug des Petroleums, die Bedeutung, welche es in einem Jahrzehnt für die Behaglichkeit des Lebens, für die produktive Thätigkeit der Gewerbe, für den völkerverbindenden Handel erlangt hat, steht beispiellos da in der Geschichte der menschlichen Kultur. Das Vorkommen von Erdöl in Virginien, Pennsylvanien und Canada war schon seit langer Zeit bekannt. Aber erst im Jahre 1857 begann man nördlich von Pittsburg mit ausgedehnteren Bohrungen nach den Quellen und erreichte auch mehrere derselben; am 12. August 1859 aber erbohrte man in der Nähe von Titusville im Oilcreck die erste starke Quelle, welche bei Anwendung einer schwachen Pumpe schon täglich 400 Gallonen (1 Gallone — 4 Liter), später aber 1000 Gallonen gab, sich indessen in einigen Monaten erschöpft zeigte. Die Auffindung dieser Quelle muß als der Ausgangspunkt unserer heutigen Petroleumindustrie und des Petroleumhandels betrachtet werden. Nach der Entdeckung jener Quelle bemächtigte sich plötzlich eine ungeheure Aufregung der ganzen Gegend. Ein Ölfieber brach aus, an Heftigkeit dem kalifornischen und australischen Goldfieber vergleichbar. Aus allen Berufsarten wandten sich Leute der Ölgräberei zu. Alle Wert- und Besitzverhältnisse schienen
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