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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 422

1882 - Kiel : Homann
422 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Condamine, der sich in Peru und Brasilien zur Bestimmung der Länge des Sekundenpendels und des Meridianbogens aushielt, machte 1751, nach Europa heimgekehrt, zuerst auf diesen Stofs aufmerksam. Im Jahre 1790 machte Paris die ersten Versuche, das Kaut- schuk zu chirurgischen Zwecken zu verwenden und fertigte bereits daraus Binden, Röhren und Spritzen; doch blieb es bei diesen Versuchen. In Europa fand es bis zu Anfang dieses Jahrhunderts fast keine andere Ver- wertung als zum Auswischen der Bleistiftstriche, eine Erfindung Magel- haens. Seit 1815, wo Thomas Hancock das Vulkanisieren (Schwefeln) des Kautschuks erfand, wodurch es in der Kälte nicht die Elasticität ver- liert und in der Wärme nicht klebrig wird, datiert sich ein steigender Kon- sum; jedoch erst seit 25 Jahren, nachdem man frische Schnitte zusammen zu kleben, das Kautschuk zu lösen und vor allem es durch Kneten und Walzen zu erweichen verstand, ist es zu einem Artikel geworden, der jetzt kaum entbehrt werden kann, wie großartige Fabriken davon Zeugnis ab- legen. Das ostindische Kautschuk kam noch 1828 in Form von Tier- und Götzengestalten als Kuriosität nach Europa. 1820 stellte Nagler elastische Gewebe her, indem er in die Kette feine Gummifäden spannte (Hosenträger, Strumpfbänder u. s. w.). Kurz darauf fabrizierte Makintosh die nach ihm benannten Regenmäntel und wasserdichten Zeuge, indem er Kautschuk in Steinöl und Ter- pentinöl löste, die Masse auf Zeug strich und ein anderes Stück Zeug darüber preßte. Diese Stosse waren aber dick und schwer. Die besten wasserdichten Zeuge kommen aus Südamerika, wo man den frischen Milch- saft zwischen zwei Zeuge streicht und diese durch Walzen aneinanderpreßt. Das Hartgummi oder hornisierte Gummi wurde 1828 in Nord- amerika erfunden. Es ist schwarz, oft mit bräunlichem Schimmer und glänzend, etwas elastisch, und läßt sich erwärmt in jede beliebige Form bringen, so daß man daraus Gegenstände anfertigen kann, die sonst nur aus Holz oder Horn gemacht wurden. Es besteht aus Kautschuk und Guttapercha, dem bis 50 % Schwefel beigemengt sind, häufig jedoch noch Harze, Asphalt, Steinkohlenteer u. s. w., um die Elastizität zu erhöhen. Alle diese Stoffe werden in höherer Temperatur zusammen geknetet. Meist werden aus dieser Masse Kämme fabriziert, auch Spazierstöcke, Knöpfe, Lineale. Die Juddmasse (Dschedd oder Jet), meist zu Schmucksachen ver- arbeitet, ist auch Hartgummi. Der größte Verbrauch von Kautschuk findet in Nord-Amerika statt, nämlich jährlich 24 000 Ctr.; dann folgt England mit 22 000 Ctr., Frankreich und Deutschland jedes mit 20 000 Ctr. Die bedeutendsten Fabriken befinden sich für das deutsche Gebiet in Berlin, Köln, Dresden, Breslau, Harburg (besonders für Gummischuhe); in Österreich in Dien und Prag. Die Kautschuk-Industrie beschäftigt sich, wie schon erwähnt, mit der Herstellung von elastischen Geweben, wasserdichten Zeugen, Gummischuhen, Gasleitungs- und Pfeifenröhren, Spritzen, Schläuchen, Eisenbahnpuffern,
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