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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 424

1882 - Kiel : Homann
424 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. daß die Masse vollständig gleichartig wird und eine dunklere mehr braune Farbe annimmt. Bei gewöhnlicher Temperatur ist sie zähe und leder- artig, im warmen Wasser wird sie weicher; bei 60—66° läßt sie sich formen wie Wachs und nimmt beim Erkalten ihre frühere Härte wieder an. Die so wichtige plastische Eigenschaft unterscheidet sie namentlich vom Kautschuk, das, durch starke Hitze erweicht, nie wieder hart wird. In kochendem Wasser wird sie so weich, daß sie sich in Fäden ziehen läßt. Bis zum Schmelzen erhitzt, erhärtet sie, wie das Kautschuk, nicht mehr. Bleibt Guttapercha lange an der Luft liegen, so verwandelt sie sich all- mählich in einen harzartigen Körper, zerbröckelt schließlich und zerfällt in Staub. Bei Blöcken ist dies nicht von Bedeutung, da die Veränderung nur an der Außenseite vor sich geht, dünne Platten und Blätter dagegen werden in einigen Monaten vollständig zerstört und müssen daher beim Aufbewahren vor zu starker Berührung mit der Luft geschützt werden. Sie ist löslich in Schwefelkohlenstoff, Benzin, Chloroform, in warmen ätherischen Ölen, wie Terpentin- und Kautschuköl; unlöslich im Wasser; Alkohol löst nur das darin enthaltene Harz, weshalb es zur Fällung des Guttaperchas aus Lösungen benutzt wird. Unvollständig gelöst, wird sie teigartig und klebend. Guttapercha darf kochendes Wasser nicht trüben. Sie ist etwas leichter als Wasser und schmilzt bei 110 0 zu einer dicken klaren Flüssigkeit. Für Wasser ist sie undurchdringlich. Durch Reiben wird sie wie Kautschuk elektrisch, ist aber selbst ein schlechter Leiter der Elektricität und Wärme. Die ersten zwei Centner Guttapercha kamen erst 1844 von Singapur nach Europa. Die Bedeutung dieses Stoffes stieg aber so, daß 1863 der Export schon 36 000 Ctr. betrug, die von 300 000 Bäumen ge- wonnen wurden. Bevor die Guttapercha zu irgend welchen Artikeln verarbeitet wird, muß sie gereinigt werden. Mittelst Walzen oder Messer wird die Masse unter beständigem Zufluß von Wasser in kleine Späne zerrissen oder zer- schnitten; nachdem dann diese kleinen Stückchen im Wasser umgerührt werden, wobei die schweren Beimengungen untersinken, die leichteren aber schwimmen, werden sie in der Wärme zusammengeknetet. Durch Pressen kann sie eine Härte erlangen, daß sie sich auf der Drehbank bearbeiten läßt. Eine große Zahl verschiedenartiger Gebrauchsgegenstände wird aus der Guttapercha angefertigt. Hauptsächlich wird sie gebraucht zu plasti- schen Abdrücken bei der Galvanoplastik; zur Isolierung der unterirdischen Telegraphenleitungen wird gewöhnlich Guttapercha verwandt, jedoch mir Draht umsponnen, weil die Mäuse sie sonst anfressen, während die vulka- nisierte durch den Schwefelgehalt den Kupferdraht angreift. Da sie den Alkalien und Säuren, ausgenommen starker Schwefelsäure und Salpeter- säure, widersteht, wird sie in Laboratorien zu Untersätzen von Flaschen und photographischen Wannen benutzt. Statt der ledernen Treibriemen bei Maschinen hatte man solche von Guttapercha, die jedoch wegen der großen Menge der durch Reibung entstehenden Elektricität lästig wurden; auch dient sie zu Laufschnüren an Drehbänken. Sohlen werden mit einer
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