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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 427

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 427 Hainbuche, sieben Eichen, drei Weiden, eine Kastanie, eine Aakazie, einen Kampherbaum, sodann außer zahlreichen Arten von Pilzen, Flechten, Leber- und Laubmoosen, ein Farrenkraut, unsere Heidelbeere und zahlreiche andere Heidekräuter und Waldpflanzen, die zum Teil von den heutigen nicht zu unterscheiden sind, mit einem Worte eine Waldflora, wie sie heute noch ähnlich im nördlichen Amerika gefunden wird. Freilich unterscheidet sich die Flora des Bernsteinwaldes in vielen Punkten und besonders darin von der Flora des nördlichen Amerika, daß dort kein Baum gefunden wird, der sich im Harzreichtum nur annähernd mit der Bernsteinfichte messen könnte. Die Zahl der Tierarten aber, die bis jetzt im Bernstein gefunden und bestimmt worden sind, und die sich zusammensetzt aus Fliegen, Ameisen, Käfern, Schmetterlingen, Spinnen, Tausendfiißern und Krustaceen beläuft sich bereits auf über tausend Arten. Gehen wir nun zu den Lagerungsverhältnissen über, in denen der Bernstein heute im Samlande gefunden wird. Er kommt dort zunächst in den Braunkohlen führenden Schichten vor, aber doch nur spärlich und nesterweise, so daß seine Ausbeutung in diesen Schichten nicht lohnend ist. Die eigentliche Bernsteinschicht ist die sogenannte „blaue Erde", welche unter den Braunkohlen führenden Schichten in einer Mächtigkeit von 1—6 m liegt und aus einem grünlichgrau gefärbten thonigen Sande besteht. Wenn diese „blaue Erde" bei Bohr- versuchen gefunden wird, so ist man sicher, im eigentlichen Reiche des Bern- steins zu sein; sie ist überall so reich, daß ein jeder Kubikmeter derselben 1/2 — 4 kg des wertvollen Steines enthält. Diese blaue Erde liegt im N.w. des Samlandes fast überall 33 m unter der Erdoberfläche und wird teils durch Tagebau, teils bergmännisch ausgebeutet (Palm- nicken). Wo die Bernsteingräberei im Tagebau betrieben wird wie früher z. B. in Sassau, da werden die oberen Schichlen der steilen, fast senkrecht zum Meere abfallenden 30—50 m hohen Dünen abgegraben, bis die Schicht der blauen Erde vollständig entblößt ist. Diese wird dann in regelmäßigen kleinen Terrassen von 20 cm Höhe durch eine Reihe langsam rückwärts schreitender Arbeiter mit kleinen hölzernen Spaten Centimeter für Centimeter abgestochen; während die vor ihnen stehenden Aufseher die auf diese Weise ans Licht kommenden Bernsteinstücke in Säcken sammeln. Die Schwierigkeit dieser Methode liegt in dem andringenden Wasser, welches, da die blaue Schicht fast immer tiefer liegt als der Seespiegel, oft durch die Pump- und Schöpfvorrichtungen nicht entfernt werden konnte. Dennoch wurde der Tagbau früher bevorzugt, weil man nicht verstand, die Auszimmerung so einzurichten, daß der lockere feine Sand durch die- selbe abgehalten wurde. Dies ist jetzt gelungen und das Bernsteinbergwerk zu Palmnicken liefert ganz enorme Erträge. Es wird hier die ganze Masse der blauen Erde zu Tage gefördert und die gewaltige Wasfermasfe, welche durch Dampfmaschinen aus der Tiefe gehoben wird, gleich dazu verwendet, die blaue Erde durch ein System von sechs Netzen zu schlämmen, von
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