1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
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Hainbuche, sieben Eichen, drei Weiden, eine Kastanie, eine Aakazie, einen
Kampherbaum, sodann außer zahlreichen Arten von Pilzen, Flechten, Leber-
und Laubmoosen, ein Farrenkraut, unsere Heidelbeere und zahlreiche andere
Heidekräuter und Waldpflanzen, die zum Teil von den heutigen nicht zu
unterscheiden sind, mit einem Worte eine Waldflora, wie sie heute noch
ähnlich im nördlichen Amerika gefunden wird.
Freilich unterscheidet sich die Flora des Bernsteinwaldes in vielen
Punkten und besonders darin von der Flora des nördlichen Amerika, daß
dort kein Baum gefunden wird, der sich im Harzreichtum nur annähernd
mit der Bernsteinfichte messen könnte.
Die Zahl der Tierarten aber, die bis jetzt im Bernstein gefunden
und bestimmt worden sind, und die sich zusammensetzt aus Fliegen, Ameisen,
Käfern, Schmetterlingen, Spinnen, Tausendfiißern und Krustaceen beläuft
sich bereits auf über tausend Arten.
Gehen wir nun zu den Lagerungsverhältnissen über, in denen der
Bernstein heute im Samlande gefunden wird.
Er kommt dort zunächst in den Braunkohlen führenden Schichten
vor, aber doch nur spärlich und nesterweise, so daß seine Ausbeutung in
diesen Schichten nicht lohnend ist. Die eigentliche Bernsteinschicht ist die
sogenannte „blaue Erde", welche unter den Braunkohlen führenden Schichten
in einer Mächtigkeit von 1—6 m liegt und aus einem grünlichgrau
gefärbten thonigen Sande besteht. Wenn diese „blaue Erde" bei Bohr-
versuchen gefunden wird, so ist man sicher, im eigentlichen Reiche des Bern-
steins zu sein; sie ist überall so reich, daß ein jeder Kubikmeter derselben
1/2 — 4 kg des wertvollen Steines enthält. Diese blaue Erde liegt
im N.w. des Samlandes fast überall 33 m unter der Erdoberfläche
und wird teils durch Tagebau, teils bergmännisch ausgebeutet (Palm-
nicken).
Wo die Bernsteingräberei im Tagebau betrieben wird wie früher
z. B. in Sassau, da werden die oberen Schichlen der steilen, fast senkrecht
zum Meere abfallenden 30—50 m hohen Dünen abgegraben, bis die
Schicht der blauen Erde vollständig entblößt ist. Diese wird dann in
regelmäßigen kleinen Terrassen von 20 cm Höhe durch eine Reihe langsam
rückwärts schreitender Arbeiter mit kleinen hölzernen Spaten Centimeter für
Centimeter abgestochen; während die vor ihnen stehenden Aufseher die auf
diese Weise ans Licht kommenden Bernsteinstücke in Säcken sammeln.
Die Schwierigkeit dieser Methode liegt in dem andringenden Wasser,
welches, da die blaue Schicht fast immer tiefer liegt als der Seespiegel,
oft durch die Pump- und Schöpfvorrichtungen nicht entfernt werden konnte.
Dennoch wurde der Tagbau früher bevorzugt, weil man nicht verstand,
die Auszimmerung so einzurichten, daß der lockere feine Sand durch die-
selbe abgehalten wurde. Dies ist jetzt gelungen und das Bernsteinbergwerk
zu Palmnicken liefert ganz enorme Erträge. Es wird hier die ganze Masse
der blauen Erde zu Tage gefördert und die gewaltige Wasfermasfe, welche
durch Dampfmaschinen aus der Tiefe gehoben wird, gleich dazu verwendet,
die blaue Erde durch ein System von sechs Netzen zu schlämmen, von