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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 434

1882 - Kiel : Homann
434 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. die Konzentrationsgefäße der Schwefelsäurefabrikanten sind von Platin und ein jeder Kessel kostet 20—40 000 Mark; das immer schönere und wohl- feilere Glas, unsere vortreffliche Seife, sie werden heute nicht mehr mit Holzasche, sondern mit Soda dargestellt. Unsere Asche fließt als der kost- barste und nützlichste Dünger unsern Feldern und Wiesen zu. Es ist unmöglich, alle Fäden dieses wunderbaren Gewebes der In- dustrie im einzelnen zu verfolgen; allein es sollen einige der unmittel- baren weiteren Folgen der chemischen Gewerbe hier noch erwähnt werden. Es ist berührt worden, daß das Kochsalz in Glaubersalz verwandelt wer- den muß, ehe es zur Natronfabrikation verwendet werden kann; durch die geeignete Behandlung mit Schwefelsäure erhält man daraus Glaubersalz und gewinnt hierbei als Nebenprodukt das anderthalbfache bis doppelte Ge- wicht der Schwefelsäure an rauchender Salzsäure, eine Quantität im gan- zen, die ins ungeheure steigt. — In der ersten Zeit war die Fabrikation der Soda so gewinnreich, daß man sich gar nicht die Mühe gab, die Salz- säure aufzufangen; sie besaß keinen Handelswert; einer Menge nützlicher Anwendungen fähig, änderte sich dies Verhältnis bald. — Die Salzsäure ist eine Chlorverbindung; aus keinem Material läßt sich reineres und wohlfeileres Chlor darstellen, wie aus Salzsäure. Die Anwendbarkeit des Chlors zum Bleichen der Zeuge war längst bekannt (seit 1785), aber niemals im großen zur Ausführung gebracht worden. Man fing an, die Salzsäure in der Form von Chlor zum Bleichen der Baumwollenstoffe zu benutzen, man lernte das Chlor durch Verbindung mit Kalk in eine auf weite Strecken hin versendbare Form zu bringen; ein neuer, höchst einflußreicher Erwerbszweig erhob sich, und kaum möchte sich in England ohne den Bleich- oder Chlorkalk die Fabrikation der Baum- wollenzeuge auf die außerordentliche Höhe erhoben haben, auf der wir sie kennen; auf die Dauer hin konnte dieses Land mit Deutschland und Frank- reich nicht konkurrieren, wäre es auf die Rasenbleiche beschränkt und ange- wiesen geblieben. Zur Rasenbleiche gehört vor allen Dingen Land und zwar gut gelegene Wiesen; jedes Stück Zeug muß in den Sommer- monaten wochenlang der Luft und dem Licht ausgesetzt, es muß durch Ar- beiter unaufhörlich feucht erhalten werden. Eine einzige, nicht sehr bedeutende Bleicherei in Glasgow bleicht täglich 1400 Stück Baumwollen- zeug, Sommer und Winter hindurch. Welches Kapital würde in der Nähe einer volkreichen Stadt zum Ankauf des Grundes und Bodens ge- hören, den man nötig hätte, um diesem Zeug zur Unterlage zu dienen. Die Zinsen dieses Kapitals würden einen merklichen Einfluß auf den Preis des Stoffes haben. Mit Hülfe des Bleichkalks bleicht man die Baumwollenzeuge in wenigen Stunden mit außerordentlich geringen Kosten und in den Händen geschickter und intelligenter Menschen leiden die Zeuge hierdurch weit weni- ger als durch die Rasenbleiche. Jetzt schon bleichen die Bauern im Oden- wald mit Chlorkalk und finden ihren Vorteil dabei. So dient die wohl- feile Schwefelsäure unter andern — wer sollte es sich denken? — zur Fabrikation des Leims aus den Knochen, welche im Durchschnitt 30—36 %
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