1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iii. Bilder aus der deutschen Geschichte
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198. Hoher Aufschwung Preußens.
Der Würfel war gefallen: Preußen hatte am 16. März 1813 dem
gewaltigen französischen Imperator den Krieg erklärt. Es handelte sich
um Sein und Nichtsein und nur die ausdauernde Kraft des Volkes konnte
den Sieg verleihen. Da der Monarch zu seinem eigenen Bestehen diese
Kraft vor allem nötig hatte, so hielt er es für erforderlich, vom Throne
herab zu seinem Volke zu sprechen, das erste Mal, so lange Preußen be-
stand, daß ein König desselben sich unmittelbar an die Nation wandte.
Es geschah dies durch den bekannten Aufruf: „An mein Volk!" Bres-
lau, den 17. März, in den Berliner Zeitungen bekannt gemacht unterm
23. März. Der Aufruf durfte nicht die Form eines Befehls, nichts von
einem Kurialstil an sich tragen, an dessen Schwerfälligkeit alle deutschen
Erklärungen bisher gekrankt hatten. Vor allen Dingen durfte er keine
Unwahrheiten enthalten, von denen bisher kaum ein einziges Aktenstück srei
gewesen. Wahr, tief und warm mußte zu dem Volke gesprochen werden,
und diese notwendigen Anforderungen sind in dem Aufrufe beobachtet
worden: „Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr
wißt, was ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt. Ihr wißt, was
euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll
enden!" war eine inhaltschwere Mahnung, sowie „daß es keinen anderen
Ausweg gäbe, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Unter-
gang." Aber der Aufruf war auch darauf berechnet, den Kampf bis auf
das alleräußerste zu führen, und wie die Würfel des Schicksals fallen
möchten, auf wie viel Schlachtfeldern man sich auch herumzuiummeln haben
werde, gemeinschaftlich bis zum Ende auszuharren. „Selbst kleinere Völker
sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und
haben den Sieg errungen: erinnert euch an die heldenmütigen Schweizer
und Niederländer," sagt der Aufruf. Also Völker, die gegen ihre legiti-
men Herrscher aufgestanden waren, wurden als nachahmenswerte Muster
empfohlen, unbekümmert um die Entfesselung des Volksgeistes, nur trach-
tend, die äußerste Volkskraft auf den Kampfplatz zu führen. „Große Opfer
werden von allen Ständen gefordert werden," bekennt der König, „ diese
aber wägen die heiligen Güter nicht auf, für welche gestritten und der Sieg
errungen werden muß." Als Versprechen und Ergebnis! wird freilich nichts
Anderes hinzugefügt, als „nach errungenem Siege ein sicherer und glor-
reicher Friede und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit."
Auch an das Kriegsheer fand der König für notwendig, zu derselben
Zeit einen Aufruf zu richten. Er ist kernhaft, würdig und seinem Zwecke
vollkommen angemessen. Am Schluffe sagt er, er, der König, bleibe stets
beim Heer, mit ihm der Kronprinz und die Prinzen des Hauses. Sie
und das ganze Volk würden mit ihnen kämpfen und ihnen zur Seite
ein zu Preußens und Deutschlands Hülfe gekommenes tapferes Volk (die
Russen).
Auch die Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Land-