Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das erste Schuljahr - S. 14

1913 - Chemnitz-Gablenz : Thüringer Verl.-Anst.
14 2. Durch die Sprache. A. Freie Aussprache der Kinder. Beispiele: „Ich habe mich gewaschen. Ich habe meine Haube gewaschen. Ich habe meinen Hals gewaschen. Ich habe mein Gesicht gewaschen. Ich habe meine Füße gewaschen. Ich habe mich angezogen." — „Meine Mutter hat eine Tasse auf den Tisch gestellt und Kaffee ein- geschüttel und Milch; ba würde der Kaffee weiß. Die Mutter hat baun n' Stück Brot geschnitten und Schmalz braus geschmiert, und dann habe ich gegessen und getrunken." „Ich trinke Kaffee und Kreppeln. Dann wasche ich mich, und dann ziehe ich mich an, und dann wichse ich mir die Schuhe, und dann ziehe ich sie an, und dann mache ich meinen Ranzen zurecht, und dann gehe ich in die Schule." „Ich hole mir ein Köppchen, und dann gehe ich an die Kaffeekanne und schütte von dem Kaffee barin, und dann nehme ich den Milchtopf und schütte Milch hinein, und dann nehme ich mir ein Brötchen und schneibe etz auf und schmiere mir Gelee barauf, und dann esse ich es, und wenn es dann gegessen ist, spüle ich die Tasse und stelle alles wieber weg." (Hier erfahre ich, daß der Knabe morgens ohne Beaufsichtigung trinkt, ba seine Mutter schon früh zur Aufwartung fort muß. Armes Kind!) In einer sonst sehr freunblichen Kritik besbuches „Schaffen und Wirken" von Henck-Traubt heißt es: „Die mehrfachen Seitenhiebe auf den freien Kinder- aufsatz sinb um so unverftänblicher, als sie selbst diese Form der Stil- und Sprachbilbung eifrig kultivieren." Ganz recht! Wir bezweifeln nur, daß Stil- und Sprachgewanbheit mancher freien Aufsäße das unbeeinflußte, freie Probukt von Kinbern ist; und beshalb sinb sie wohl geeignet, Verwirrung in päbagogi- schen Kreisen durch Über- und Überschätzung der kinblichen Kräfte hervorzurufen. Es geht oft mit den Veröffentlichungen der freien Aufsäße wie mit Zeich- nungen und Gegenftänben des Arbeitsunterrichtes: nur das Beste wirb ge- zeigt, nur das, was vielleicht 1—2 % der Schüler aus eigener Kraft be- wältigt hat. ünb wenn dann der vom Glanze der Leistungen überwältigte Beschauer baheim neue Bahnen gern versuchen möchte, brücken die im Ver- gleich des Geschauten so unzulänglichen Leistungen seiner Kleinen ihn in seiner Arbeitsfreube mißmutig nieber. Wir betonen beshalb gerabe mit Vorliebe: Seht, so einfach, so schlicht ist kinbliche Sprache, kinblicher Ausbruck, kinbliche Zeichnung, kinbliche Arbeit! Alles anbere ist das Probukt übernormaler ober — Schwinbel.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer