1913 -
Chemnitz-Gablenz
: Thüringer Verl.-Anst.
- Autor: Henck, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
Wsel uno Krekel
l. Äie hänsel und Grete! von ihren eitern verlassen werden und
wieder zu ihnen zurückkehren.
1. ttlcsbalb die €liern ihre Kinder verlassen wollen.
Es war einmal ein armer Holzhauer, der lebte mit seiner Frau und
zwei Kindern in einer luftigen Waldhütte. Die Kinder hießen Hansel und
Gretel, und wie sie so heranwuchsen, gebrach es immer mehr den armen
Leuten an Brot. Auch wurde die Zeit immer schwerer und alle Nahrung
feurer; das machte den beiden Eltern große Sorge. Eines abends, als sie
ihr hartes Lager gemacht hatten, seufzte der Mann: „Ach Frau, wie wollen
wir nur die Kinder durchbringen, da der Winter herankommt, und wir für
lins selbst nichts haben!"
2. Was die €ltern mit ihren Kindern tun wollen.
lind da erwiderte die Mutter: „Keinen andern Rat weiß ich, als daß bn
sie in den Wald führst, je eher je lieber, gibst jedem noch ein Stücklein Brot,
machst ihnen ein Feuer an, befiehlst sie dem lieben Gott und gehst hinweg."
„D lieber Gott! wie soll ich das vollbringen an meinen eignen Kindern,
Frau?" fragte der Holzhacker bekümmert. „Nun wohl, so laß es bleiben!"
fuhr die Frau böse heraus, „so kannst bn eine Totenlade für uns alle vier
zimmern und die Kinder Hungers sterben sehen!"
3. Wie Hansel die Gretel tröffet.
Die zwei Kinder, welche der Hunger in ihrem Moosbettchen noch wach
erhielt, hörten mit an. was die Mutter und der Vater miteinander sprachen,
imb das Schwesterlein begann zu weinen, Hansel aber tröstete es und sprach:
„Weine nicht, Gretel. ich helfe uns schon!"
llnd als die Alten eingeschlafen innren, stand er aus, zog sein Röcklein
an, machte die Hintertüre auf, schlich sich hinaus. Da schien der Mond ganz
helle, und die weißen Kieselsteine, die vor dem Haus lagen, glänzten wie
lauter Baßen. Hansel bückte sich und steckte so viel in sein Rocktäschlein, als
nur hinein wollten. Dann ging er wieder zurück, sprach zu Gretel: „Sei ge-
trost, liebes Schwesterchen und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht
verlassen," und legte sich wieder in sein Bett.