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1. Deutsche Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre - S. 160

1911 - Frankfurt am Main : Diesterweg
160 anderen Haushaltungen (Eigenbedarfsproduktion). Die Anfänge einer Arbeitsteilung sind zu bemerken. 2. Diese Arbeitsteilung wird um so mehr durchgeführt, je größer der wirtschaftlich in sich abgeschlossene Kreis ist. Es kann der einzelnen Familie vorteilhaft erscheinen, einerseits die Herstellung eines bestimmten Gutes, fiir dessen Produktion sich besonders günstige Verhältnisse bei ihr herausgestellt haben, vorzugsweise zu betreiben, so erlangte überschüssige Güter zum Eintausch anderer ihr fehlender Güter zu benutzen, andererseits in der eigenen Wirtschaft gewonnene Rohstoffe anderen zur weiteren Verarbeitung zu übergeben. Derjenige, der berufs- mäßig fremde Rohstoffe mit eigenem Werkzeug verarbeitet, verrichtet Lohnwerk. Er kann dies tun entweder im Hause des, dem die Stoffe gehören (er arbeitet auf der „Stör", wie noch heutzutage Schneiderinnen, Näherinnen) oder in der eigenen Wohnung (in diesem Falle ist die Berufs- arbeit „Heimwerk", noch jetzt zum Beispiel von Müllern, Bäckern und Schneidern ausgeübt). 3. Die berufsmäßige Verarbeitung eigener Rohstoffe (mit eigenen Werkzeugen) nennt man Handwerk im engeren Sinne (Preiswerk). Der Handwerker produziert Waren für den unmittelbaren Verkauf an den Kon- sumenten (sogenannte Kundschaftsproduktion) — entweder auf bestimmte Bestellung oder auf Vorrat. Diese Form des Gewerbebetriebes entwickelt sich in der Stadtwirtschaft mit der Entwicklung des Städtewesens überhaupt. „Das städtische Handwerk erhob sich in den vier Jahrhunderten von ca. 1200—1600, sowohl was den Wohlstand der Gewerbetreibenden als auch was ihre Leistungen betraf, zu großer Blüte. Viel trug dazu das Genossenschaftswesen bei, das in der mittelalter- lichen Stadt überhaupt mit Vorliebe gepflegt wurde. Die Angehörigen eines und desselben oder verwandter Produktionsgebiete traten, zur För- derung geselliger, politischer, hauptsächlich aber gewerblicher Zwecke, zu einer Vereinigung, Einung, Innung, auch Zunft oder Gilde genannt, zusammen. Sie bildeten einen fest geschloffenen Stand, unterstützten einander in Krank- heits- und anderen Bedürfnisfällen; der Einkauf der Rohstoffe wurde ge- meinsam besorgt. Es bestanden durchweg nur Kleinbetriebe, indem den Meistern meist nur zwei Gesellen und einen Lehrling zu halten gestattet war. Die Geschlossenheit des Standes wurde in der Hauptsache dadurch er- reicht, daß die Aufnahme neuer Mitglieder nur durch die alten Zunftmeister erfolgen konnte, die ihrerseits ein Interesse daran hatten, die Zahl der Monopolinhaber nicht zu groß werden zu lassen, und — in einer späteren Zeit — gar von dem Nachweis tüchtiger Berufskenntnisse absehend, in einer für die technische Entwicklung verhängnisvollen Weise Verwandte bevor- zugten. So war oft höchst leistungsfähigen Elementen der Zugang zur Selbständigkeit versperrt.
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