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1. Wege zum Staatsgedanken - S. 86

1912 - Straßburg i.E. : Bull
86 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg. sich zum Richter machte in einer Sache, die vor das königliche Gericht gehört hätte. Der Kampf mit dem König war da. And leider fand der aufrührerische Herzog einen Bundesgenossen an einem leibhaftigen Bruder Ottos. Wieder standen Deutsche gegen Deutsche. Der Bürgerkrieg entbrannte. So wenig sicher stand damals noch das deutsche Reich. Keiner dachte: Ich darf nichts tun, was dem Reiche schaden könnte. Es fühlte noch keiner, daß er „Deutscher" sei. Der Franke wollte nur Franke sein und dachte nur an sich. Jeder im Reiche dachte nur an sich. Seine „Freiheit" behaupten, und wenn das Reich darüber zugrunde gehen sollte, das war noch die Meinung. Staatskunde: Ist's heute noch so? Ist es besser? Ja und Nein. Zwar gibt es keinen Streit mehr darüber, ob die Deutschen zusammen halten wollen. Kein deutscher Fürst weigert sich heute, den Kaiser als den Obersten des Reichs anzuerkennen und zu ehren. („Verfassung" S. 84). Alle wissen: Nur durch das Reich sind wir stark. Ohne das Reich werden wir eine Beute unserer Nachbarn. Damals kamen noch Ungarn und Wenden. Aber sie raubten und plün- derten nur. Sie ließen den Deutschen ihr Land. Leute sind wir rings von starken Staaten mit großen Leeren umgeben. Die würden in einem schwachen Deutschland wohl nicht rauben und plündern. Aber sie würden ein Stück des deutschen Bodens nach dem andern an sich reißen. Das wissen alle, und darum halten alle zusammen. Soweit ist es viel besser heute als zu Ottos Zeiten. Aber gerade weil das Reich ein starkes Leer haben muß, muß es etwas von allen Deutschen verlangen, was niemand gern hergibt: Geld, Steuern. Womit soll das Reich auch sonst seine Soldaten erhalten, die Kriegsschiffe, die Waffen bezahlen? Zwar das Reich hat auch Vermögen, es ist ein „reicher" Mann. Ihm gehören alle die vielen Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen. Damit verdient es alljährlich viel Geld, viele Millionen. Im Iuliusturm zu Spandau liegen 120 Millionen Mark. Aber die müssen erhalten bleiben für die Zeit des Kriegs. Sie würden aber nicht einmal für ein halbes Jahr ausreichen, um die Kosten für Leer und Flotte zu bezahlen. Nicht weniger als 800 Millionen muß das Reich für das Leer und 500 Millionen für die Flotte in einem einzigen Jahre ausgeben. (Da könnt ihr gleich ausrechnen, wieviel das für jeden Deutschen, für jeden Kopf ausmacht: 65 Millionen Einwohner. Rechen- stunde.) Geld gibt niemand gerne her. Aber es muß doch sein. Oder wollen wir unser Leer, unsere Flotte aufgeben, damit die anderen besser Meister werden über uns? Wenn wir das nicht wollen, dürfen wir auch nicht murren über die Steuern. Leider machen es heute oft viele Leute wie die zur Zeit Ottos. Sie schelten, daß sie Opfer bringen sollen für das Reich. Sie denken nur an sich. — So ist's also doch auch manchmal nicht viel besser als zur Zeit Ottos. So hatte also Otto jetzt den Kamps mit den Herzögen. Lange ging es hin und her. Endlich hat sich noch ein anderer Herzog, der
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