1912 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
7. Friedrich Barbarossa. (1152—1190.)
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Streits, des Bruderkampfs, ein einig Band um alle, die sich stolz Deutsche
nennen.
Am besten scheint also Preußen weggekommen zu sein; das hat anscheinend
nichts geopfert? Das wollen wir später sehen.
Daß die Wenden, die alten Gegner der Deutschen, unterworfen
blieben, ja, daß die deutsche Herrschaft sich im Wendenland befestigte
und stärker wurde, war nicht das Verdienst des deutschen Königs
und Kaisers, sondern dasjenige Heinrichs des Löwen, jenes Herzogs
von Sachsen, und eines anderen kleineren, aber mächtigen Fürsten.
Albrecht der Bär hieß dieser, und er nannte sich gern nach den
Gebieten, die er im Wendenlande besaß, Markgraf von Branden-
burg. Den Namen Markgraf von Brandenburg wollen wir
uns gut merken. Markgrafen von Brandenburg sind auch die
Ahnen unseres Kaisers gewesen. Von diesem Brandenburg werden
wir noch viel hören.
So wäre es denn beinahe als ein Llnglück anzusehen, daß dieser
Konrad von Lohenstaufen, Lerzog von Schwaben, deutscher König
geworden ist? Das nicht. Mit Konrad kam eines der glänzendsten
Kaisergeschlechter auf den deutschen Thron. Äber 100 Jahre lang
waren die hohenstaufischen Kaiser die ersten Fürsten der ganzen
Welt. Niemand konnte sich mit ihnen vergleichen. Wie es dem
deutschen Reiche unter ihrer Herrschaft gegangen ist, werden wir
bald sehen.
7. Friedrich Barbarossa. (1152—1190.)
Nun wird wohl der Streit zwischen Lohenstaufen und Welfen
so weiter gehen im deutschen Lande? Wenn nicht Konrad Iii. einen
so gewaltigen, klugen Kaiser zum Nachfolger gehabt hätte, wäre er
sicherlich weitergegangen.
Friedrich I. hieß der Kaiser, Rotbart ist er meist genannt
worden. Das war wieder einmal einer, der große Dinge verrichten
wollte. Italien lag ihm im Sinne, nach Italien wollte er ziehen,
das ja seit Otto dem Großen zum deutschen Reiche gehörte, das
aber eben nichts von dem deutschen Reiche wissen wollte. Italien
war Friedrichs I. Traum. Aber ehe er nach Italien konnte, mußte
er Frieden in Deutschland haben, mußten die Welfen versöhnt
werden. Der Kaiser brauchte die Mannen der Welfen. Er mußte
fürchten, daß der Stteit von neuem losbreche, wenn er erst hinter
Lauptmann, Wege zum Staatsgedanken. 7