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1. Wege zum Staatsgedanken - S. 214

1912 - Straßburg i.E. : Bull
214 Die Weltmacht des neuen Deutschen Reiches, Silber aus dem entdeckten Lande. Aber es war so viel, daß es hingereicht hätte, das spanische Volk wohlhabend zu machen. Nicht weniger als 25 Milliarden Mark sind die Schätze wert gewesen, die durch die „Silberflotten" nach Spanien gebracht wurden. Diese ge- waltige Summe, von der der allergrößte Teil in die königliche Kasse floß, hätte verwendet werden müssen, um dem Landmann, dem Hand- werker zu Helsen. Dann hätten auch die armen Leute etwas gehabt vom „Golde Indiens," nämlich Arbeit und damit Geld. Doch daran dachte der König von Spanien nicht. Er ließ es ruhig ge- schehen, daß viele dieser armen Leute den Pflug, die Werkstätte ver- ließen und hinüber nach dem Goldlande zogen, um schnell reich zu werden. Wenn sie zurückkamen, war ihnen die Arbeit nicht mehr gut genug. Sie wollten leben wie die großen Herren. Für schweres Geld kauften sie teure Waren bei den Fremden, z. B. bei den Holländern. So wanderte das Gold wieder zum Lande hinaus. Als dann die Gruben in Amerika erschöpft waren, als kein Gold- strom mehr nach Spanien floß, da hatten gar viele Spanier das Arbeiten verlernt, und ehe sie es neu lernten, floß ihnen der Rest ihrer Reichtümer durch die Äände. Das Volk wurde arm. „Das Gold Indiens hat Spanien arm gemacht." Aber die Schätze des Königs? Konnten die nicht helfen? Der König dachte nur an neue Eroberungen. Lange, lange Jahre hat er einen kostspieligen und dennoch vergeblichen Krieg gegen die Niederländer geführt, hat eine gewaltige Flotte gegen England ge- rüstet, die nachher im Sturme scheiterte. (Diese beiden Beispiele müssen hier genügen.) So hat auch dem spanischen Staate das Gold Indiens keinen Segen gebracht. Staatskunde: Wenn uns die Weltgeschichte derartige Dinge erzählt, dürfen wir immer wieder mit Glück und Stolz an die Einrichtungen unserer heutigen Staaten denken. Ans fließen wohl keine Goldschätze aus fremden Ländern zu, aber es kommen doch jedes Jahr gewaltige Summen in die Reichs- kaffe aus indirekten Steuern und Zöllen oder in die Kassen der Bundesstaaten aus direkten Steuern. Wir staunen, weil Spanien im Laufe von vielen Jahren 25 Milliarden aus Amerika geholt — und ausgegeben hat. Wir bedenken aber nicht, daß unser Reich, unsere Bundesstaaten und unsere Gemeinden zu- sammen in jedem Jahre 6000 Millionen Mark ausgeben. Das geht Jahr für Jahr so fort, und innerhalb eines Jahrzehnts kommt eine viel größere Summe heraus, als Spanien jemals besessen hat. Was macht denn unser Reich, was machen unsere Staaten und Gemeinden mit diesem Gelde? so fragt gar mancher unwillig und setzt vielleicht leichtsinnig hinzu: Das ist alles für die Vornehmen! Zu dir fließt es zurück! möchte man solchen zurufen. Ja, du erhältst für
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