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1. Wege zum Staatsgedanken - S. 228

1912 - Straßburg i.E. : Bull
228 Die Weltmacht des neuen Deutschen Reiches. und des großen Karl, umfaßten nicht nur ein Volk. Verschiedene Völker, anders in Sprache und Sitte, hatten diese Herrscher zu- sammengezwungen zu einem Staat. Wir haben gesehen, wie das Reich der Franken auseinanderfiel, nachdem der gewaltige Karl die Augen geschlossen hatte. Nach seinem Tode find dann neue Welt- reiche entstanden, das deutsche Kaiserreich, das aber außer Deutsch- land nur ein fremdes Land umfaßte, Italien; dann das spanische Weltreich, in dem die Spanier Äerren über ein noch halbwildes Volk, die Indianer in Amerika, wurden; weiter das französische Weltreich Ludwigs Xiv., in dem es eigentlich auch nur ein Volk gab, die Fran- zosen, die allerdings Teile der deutschen Nation beherrschten. Da- neben ist endlich das englische Weltteich hochgekommen, von dem wir wenig gehört haben; in dem waren die Engländer das eine herr- schende Volk, das zahlreiche andere, zum Teil farbige Völker be- herrschte. — Die alten Weltreiche bestanden also aus mehreren gleichwertigen Völkern, die neueren umfaßten nur ein herrschen- des Volk. Napoleons I. Weltteich glich also jenen der alten Zeit, weil es verschiedene gleichwertige Völker zu einem Staate vereinigte. Mit welchen Mitteln hat Napoleon dieses gewaltige Reich geschaffen? Krieg, fortwährender Krieg hieß das einzige Mittel. Napoleon selber war der erste Feldherr seiner Zeit, vor seiner Kriegs- kunst konnte kein anderer bestehen. Die Soldaten und die Steuern zur Erhaltung dieser Soldaten lieferte ihm zunächst Frankreich, in dem er unumschränkter Herrscher war, er, dessen Wille allein galt, der nicht nach dem Willen des Volkes zu fragen brauchte und auch nicht danach gefragt hat. Doch aus die Dauer hätte Frankreich allein die Kosten der vielen Kriege nicht zu tragen vermocht. Einen Teil der Last mußten daher die von Napoleon abhängigen Staaten übernehmen, unter ihnen auch der deutsche Rheinbund. Sie hatten Soldaten zu stellen. Die Söhne der unterjochten Völker mußten auf fremden Schlachtfeldern Blut und Leben opfern für den Ehrgeiz und die Herrschsucht eines ihnen fremden Fürsten, eines fremden Volkes. Mochten die Fürsten dieser Unterjochten sehen, woher sie die Steuern zur Ausrüstung ihrer Soldaten nahmen. Darum be- kümmerte sich Napoleon nicht. Was ging ihn überhaupt der Wille seines eigenen Volkes oder der von ihm unterworfenen Völker an! Staatskunde: Wir wissen schon, daß dieses Weltreich nicht einmal solange zusammengehalten hat, als Napoleon lebte. Karls des Großen Reich zerfiel erst nach seinem Tode. Solange seine Augen offen standen, ruhte sein Reich sicher. Napoleon hat Europa, den Schauplatz seiner Herrschaft, als Flüchtling verlassen und sein Leben auf einsamem Felsen im Meere beschließen
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