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1. Kaiser Friedrich III. - S. 59

1888 - Wittenberg : Herrosé
59 prahlerischen Eitelkeit der französischen Könige war ein bescheidener Altar errichtet, mit rotem Sammet bedeckt und mit zwei brennen- den Armleuchtern geschmückt. Davor stand ein preußischer Geist- licher in seinem schmucklosen schwarzen Ornat. Zu beiden Seiten des Altars standen Soldaten, je einige Mann von allen deutschen Regimentern, die um Paris lagerten. Auch die Fahnen von allen diesen Regimentern waren, jede von einem Unteroffizier ge- halten, am Ende des Saales auf einer Erhöhung aufgestellt. Und endlich hatten sich gegen 600 Offiziere von allen Waffen- gattungen, im bunten Schmucke ihrer prächtigen, mannigfaltigen Uniformen, in dem Saale versammelt. Um 12 Uhr erschienen der König, der Kronprinz und viele fürstliche Gäste und nahmen dem Altar gegenüber Platz. Bis- marck und Moltke standen in der Nähe des Königs. Ein Sänger- chor, der aus Soldaten bestand, leitete den Gottesdienst mit einem schönen Liede ein. Dann folgte ein kriegerisches „Helme ab zum Gebet," und die Predigt des Hofpredigers Rogge aus Potsdam über den 21. Psalm. Mit einem brausenden „Nun danket alle Gott" schloß die kirchliche Feier. Der König erhob sich nun und schritt gefolgt von allen Fürsten und Prinzen und dem Grafen Bismarck gerade auf die Erhöhung zu, wo die Fahnenträger standen. Am Rande der Erhöhung stand der greise, fast 74 jährige König, zu seiner Rechten sein Heldensohn, der Kronprinz, links der Bundeskanzler Gras Bismarck, die Fürsten traten hinter den König. Mit bewegter Stimme sagte derselbe, wie ihm die Kaiserkrone von allen deutschen Fürsten und freien Reichsstädten und den Vertretern des nord- deutschen Bundes angetragen worden sei; er nehme sie an und habe in diesem Sinne heute eine Bekanntmachung an das ganze deutsche Volk erlassen. Nachdem der Bundeskanzler diese Bekanntmachung verlesen hatte, trat der Großherzog von Baden vor und rief mit lauter Stimme: „Er lebe hoch König Wilhelm, der deutsche Kaiser!" Unter dem langen Jubelruf der großen Versammlung ward manches Auge naß, und dem großen Könige und Kaiser stürzten die hellen Thränen über die Wangen. Man sah, wie die statt- liche Gestalt erschüttert war vor Rührung. Der Kronprinz, jetzt Kronprinz des Deutschen Reichs und Preußen, huldigte dem kaiser- lichen Vater durch Handkuß, aber der Vater schloß ihn in die
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