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1. Kaiser Friedrich III. - S. 82

1888 - Wittenberg : Herrosé
82 Nur um seinem Arzte näher sein zu können, zugleich auch weil dieser das Klima Englands für besonders zuträglich für die eigenartige Krankheit des Kronprinzen bezeichnete, siedelte derselbe mit seiner gesamten Familie am 13. Juni nach London über, um hier und in den schottischen Hochlanden oder an den Küsten von Wales den Sommer zu verbringen. In den von dort nach Deutschland gelangenden Nachrichten über den weiteren Verlauf des Leidens wechselten hoffnungsvolle Versicherungen einer stetigen Besserung mit dunklen Gerüchten unaufhaltsamer Verschlimmerung. Das allein stand fest, daß bereits am 27. Juni Dr. Mackenzie zum drittenmale eine Operation vorgenommen hatte, um, wie es hieß, den Rest der Wucherung zu entfernen. So gingen Wochen und Monate dahin. Leise kam der Herbst gezogen; da hieß es, der Kronprinz werde von England aufbrechen, um sich nach dem Süden, nach der Schweiz oder nach Italien zu begeben. Eine Rückkehr nach Deutschland, die namentlich der hochbetagte kaiserliche Vater so sehnlichst wünschte, um den ge- liebten Sohn in der Nähe zu haben, oder ihn doch noch einmal begrüßen zu können, erklärte Dr. Mackenzie für unthunlich. Am 1. September erfolgte die Abreise des hohen Kranken von England und seine Übersiedlung nach Toblach in Tirol. Erst am 7. September dort eingetroffen, brach man jedoch bereits am 25. desselben Monats wieder auf, um einen vor der Ungunst der Witterung mehr ge- schützten Ort aufzusuchen, als welcher zunächst Baveno am Lago Maggiore, dann aber Ende Oktober San Remo am Meerbusen von Genua gewählt wurde. Hier in San Remo, in der für die kronprinzliche Familie gemieteten Villa Zirio, schlug der edle, gottvertrauende Dulder nun ein Schmerzenslager auf, wie es trauriger, trostloser nicht gedacht werden kann. Etwa 14 Tage nach seiner Ankunft in San Remo wurde in einer gemeinschaftlichen Beratung der Ärzte bereits die völlig hoffnungslose Natur des Leidens festgestellt, und mehr und mehr stiegen im Volke Besorgnis und tief empfundenes Mitleid. Deutschland ist mächtig, gewaltig in seiner Kraft, wenn es wie ein gereizter Löwe auffährt, um Rache zu nehmen für eine schwere Beleidigung; Deutschland ist aber auch groß, reich in seiner Liebe für sein Kaiserhaus. Tausende von Menschen umlagerten gleichsam das Palais des greisen kaiserlichen
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