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1. Kaiser Friedrich III. - S. 85

1888 - Wittenberg : Herrosé
85 Der Wipfel ist gebrochen, Gott brich den Baum uns nicht! Deutschland braucht Hohenzollern, Sowie der Mensch das Licht. Ihn selber aber, den Schwerleidenden, litt es nicht mehr im fernen Italien. Gott der Herr selbst hatte, indem er den 91jährigen Greis zur ewigen Ruhe abberufen, ihm, dem Kron- prinzen, den Thron der Preußenkönige und des deutschen Kaisers angewiesen; dahin gehörte er nun auch. An die Spitze seines treuen Volkes gestellt, wollte er llun auch in seiner Mitte leben und — sterben. Nichts hielt ihn deshalb mehr in San Remo. Mit echt hohenzollernschem Pflichteifer bestieg der todkranke Kaiser Friedrich am 10. März den Extrazug, und brausend ging's den Alpen entgegen, durch Deutschlands Fluren dahin, bis nach 36- stündiger, anstrengender Fahrt der Zug in den Bahnhof von Charlottenburg einlief. Es war wohl ein arges Schneewetter und eisige Kälte, aber Tausende harrten doch des geliebten neuen Herrschers, der weit und breit im Vaterlande und im Auslande sich durch sein leutseliges und biederes Wesen die Herzen von jung und alt erobert, um ihn mit Jubelruf zu empfangen. Ach, er hatte das Schmerzenslager nur gewechselt! Auf dem Haupte die Krone, im Herzen die heilige, treue Liebe zu seinem Volke und Vaterland, aber drinnen in den edlen Organen da wütete die heimtückische Krankheit, zehrend an dem Lebensmark des ritterlichen Helden. Das Charlottenburger Schloß war vom 11. März bis zum 1. Juni 1888 Zeuge von dem Mute und Gottvertrauen eines Helden, wie ihn kein Schlachtfeld je geschaut. Unter den fürchterlichsten Qualen und Beängstigungen, im An- gesichte des mit Riesenschritten sich nähernden Todes kam keine Klage über die Lippen des königlichen Dulders, und niemand konnte mit größerem Rechte dem geliebten Sohne zurufen: „Lerne zu leiden ohne zu klagen!" Am 1. Juni trug ein kleiner Dampfer den hohen Kranken von Schloß Charlottenburg die Havel hinab nach Schloß Friedrich- kron bei Potsdam, dem ehemaligen „Neuen Palais". Dahin zog's den todkranken Kaiser. Es war die Stätte seiner Geburt, seiner freundlichen, fröhlichen Kindheit. Hier wollte der edle Dulder sein Haupt zur Ruhe legen. Vierzehn Tage hat er seirr
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