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1. Die Gesellschaftskunde, eine notwendige Ergänzung des Geschichtsunterrichts - S. 14

1891 - Gütersloh : Bertelsmann
14 geschichtlichen und Erfahrungsstoffes bis jetzt gemacht — ganz im Widerspruch mit dem, was man im Religionsunterricht und in der Naturkunde längst richtig thut. Soll dieser Widerspruch bleiben? — Man wünscht Vaterlandsliebe zu pflanzen. Mit Recht. Aber kann man etwas lieben, von ganzem Herzen und von ganzer Seele, was man nur zu einem kleinen Bruchteil nach seinen! wahren Wesen kennt? Ist etwa der staatliche Grund und Boden, wie ihn die Geographie mit ihren Landkarten kennen lehrt, das Vaterland? oder sind es die Gewächse und Gebäude, welche auf diesem Boden stehen, oder das Getier, was darauf umherläuft? Sind es nicht vielniehr die Menschen, die darauf wohnen, und ihr ganzes, großes, reiches Besitztum an Kulturgütern: vorauf der Väter Art und Sitte, — dann die durch Fleiß und Schweiß zahlreicher Vorgeschlechter bis zu ihrer jetzigen Leistungsstufe fortgeschrittenen Kultur- arbeiten für Landesschutz, Rechtsschutz, Wohlstand, Gesundheit, Bildung und Seelenheil, — und endlich die lange Reihe von kleinen und großen gesell- schaftlichen Verbänden zu gemeinsamem Wirken für irgend welche Wohlfahrts- zwecke, von der unscheinbaren Krankenauflage an bis zu den bedeutsamen Gemein- schaften der Kirche und des Staates? Und diese Menschen und diese ihre Kultur- güter, leben und bestehen sie nicht alle unter dem Schutzdache des Vaterlandes, d. i. des Vaterlandes als Staat? Vermittelt nun etwa die geographische Karte mit ihrem Zubehör die Übersicht und den einsichtigen Blick zur Wert- schätzung dieser vaterländischen Kulturgüter und der daraus fließenden täglichen Wohlthaten? Oder vermittelt etwa das Erzählen der geschichtlichen Be- gebenheiten diese nötige Kenntnis, Übersicht und Schätzungsfähigkeit in einem auch nur halbwegs genügenden Maße? Wenn das nun nicht der Fall ist, wenn die Schüler das reiche gesellschaftliche Kulturerbe der Väter nicht gebührend kennen und verstehen, wie soll da die Liebe zum Vaterlande entstehen, eine wohl- gegründete, festgewurzelte Liebe? Und wenn sie auch die Bedeutung des Staates für diese Erbgüter nicht recht kennen und fassen, wenn sie dann in der Geschichte sich vorsagen lassen, wie treffliche Regenten mit ihren Beamten für die Wohl- fahrt des Landes gewirkt und gesorgt und mit ihrer Wehrmannschaft für die Erhaltung und Freiheit des Staates schwer und blutig gekämpft hätten, — ver- stehen sie dann wirklich, wofür eigentlich gesorgt, gerungen und gekämpft worden ist? Und wenn sie es nicht verstehen oder nur dumpf ahnend: können sie dann mit vollem Gefühl die Dankbarkeit, Hochachtung und Pietät empfinden, welche diese Vorarbeiter und Vorkämpfer mit Recht verdienen? Oder vermögen bei der Geschichtserzählung etwa hochtönende, bombastische und echauffierte Phrasen oder die Klänge der Poesie zu ersetzen, was den Schülern an Kenntnis und Verständnis der Kulturgüter, um welche sich doch die Geschichte allein dreht, fehlt? — Doch genug der Fragen. Blicken wir auf die erfreulichere Kehrseite! In dem Maße, in welchem die gesellschaftskündlichen Lektionen den Blick
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