1896 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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denn Acht und Bann drohten dem, der ans eigne Faust auszog, seinen Feind
zu bestrafen. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten wurde das Reichskammer-
gericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch von einem Landesherrn abhängig
sein sollte. Alle deutschen Landstände freuten sich dieser Einrichtung, die Schweiz
aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom deutschen Reich los.
4. Landsknechte. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren
zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Es bestand aus Söldnern, die
nur aus des Kaisers Landen (meist aus dem Bauernstände) genommen wurden
und daher den Namen „Landsknechte" erhielten (S. 15).
5. Reichssteuer. Zur Erhaltung dieses Heeres legte Maximilian eine Reichs-
steuer, den sogenannten „gemeinen Pfennig", ans. Jeder, der über 15 Jahre
alt war, mußte von je 1000 Gulden seines Besitzes 1 Gulden, von 500 Gulden
einen halben Gulden zahlen u. s. w. Mit der Einnahme dieser Steuer waren
die Pfarrer beauftragt.
26. Stabtleben im Mittelalter.
1. Bauart. Um eine rechte Stadt des Mittelalters kennen zu lernen, haben
wir nur nötig, uns die Stadt Braunschweig vor etwa 600 Jahren anzusehen.
Die ganze Stadt war damals mit einer hohen Mauer umgeben, die innerhalb
des Mauergrabens herlief. Auf der Mauer sah man in angemessenen Ent-
fernungen runde oder eckige Türme, im ganzen 41, die zur Aufnahme der Ge-
schütze dienten. In der Mauer lagen 10 überwölbte Thore, die durch mächtige
Thorslügel geschlossen werden konnten. Über dem Thore befand sich ein vier-
eckiger Turm. Darin wohnte der Thorwärter. Er hatte das Thor des
Abends zu schließen und des Morgens zu öffnen. Von den eingehenden Waren
mußte er den Zoll erheben. Nahte der Stadt ein Feind, so gab der Wächter
den Bürgern mit seinem Horn ein Zeichen.
Später, im 14. und 15. Jahrhundert, wurden außerhalb dieser Mauer noch zwei
andere Festungslinien (Wall mit Graben) um die Stadt gelegt. Aus der mittleren sind
jetzt die Wallpromenaden entstanden, an die äußere, die „Landwehr", erinnern noch die
Namen Olper Turm, Gliesmaroder Turm, Schöppenstedter Turm rc. Diese Türme
dienten zum Aufenthalt für die ausspähenden Wächter.
Die Straßen der Stadt waren gekrümmt und so eng, daß man oft über
sich den blauen Himmel kaum zu sehen vermochte. Vor den Häusern lagen so-
genannte Steinlvege, auch der Raum zwischen den beiderseitigen Steinwegen
scheint gepflastert gewesen zu sein. Tie Häuser waren mit überstehenden Stock-
werken gebaut und mit zierlichen Ecktürmchen, Holzbildern und frommen Sprüchen
geziert. Meistens standen ihre Giebel nach der Straße hin.
2. Wehr und Waffen. Jeder Bürger war zum Waffendienste verpflichtet.
Die Waffen mußte er sich selbst halten. Wenn die Reihe an ihn kam, mußte
er des Nachts auf einem der Thore Wachtdienste thun. Ertönte die Sturmglocke,
dann eilte jeder Bürger bewaffnet nach dem Markte seines Stadtteils. Ebenso
wurden auch alle Pferde und Wagen dorthin gebracht. Neben der Bürgerwehr
hatte die Stadt auch noch Söldner. (S. 15.) Ihr Befehlshaber war der
Stadthauptmann.
3. Am Abend. Sobald die Dunkelheit eintrat, wurde geläutet. Wer dann noch auf
der Straße zu thun hatte, mußte mit Licht versehen sein. Um Zusammenrottungen