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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 31

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
31 lassen, daß die Protestanten alle eingezogenen Kirchengüter herausgeben und die katholischen Fürsten das Recht haben sollten, ihre protestantischen Unterthanen mit Gewalt zum katholischen Glauben zurückzuführen. Ein Schrei der Ent- rüstung ging durch das protestantische Deutschland. Magdeburg wagte es, sich dem Befehle zu widersetzen, und schon rückte Pappenheim, Wallensteins Feldherr, heran, um das „Ketzernest" zu zerstören. Da aber wurde plötzlich Wallenstein gestürzt. 6. Wallensteins Absetzung. Schon lange war nämlich Wallenstein wegen seines unerhörten Übermutes bei den Fürsten verhaßt. Sein durch Schandthaten gebrandmarktes Heer verübte überall die größten Grausamkeiten. Wenn die Sol- daten in ein Dorf kamen, durchsuchten sie jedes Haus, jeden Winkel. Die Thüren wurden eingeschlagen, Kisten und Koffer erbrochen. Durch die schrecklichsten Folterqualen wurde den Bewohnern der letzte Heller abgepreßt. (Deutsche Ju- gend 5, S. 188: Aus Wallensteins Lager.) Auf dem Kurfürstentage zu Regens- burg (1630) forderten daher die Fürsten mit Ungestüm die Entlassung Wallen- steins. Mit schwerem Herzen fügte sich der Kaiser und willigte in Wallensteins Absetzung. Zur Erstürmung Magdeburgs rückte nun Tilly heran. 7. Gustav Adolf, der Retter in der Rot. In der höchsten Not der Evangelischen nahte ihnen auch der Retter. Das war Gustav Adolf, König von Schweden. Als er von der Not der Evangelischen in Deutschland hörte, beschloß er, ihnen Hilfe zu bringen. Dazu kam, daß er um seine Ostseeherrschaft beun- ruhigt war. Mit nur 15 000 Mann seiner Truppen landete er in Pommern. Er selbst war der erste, der in Usedom ans Land stieg. Hier warf «r sich im Angesicht seines Heeres aus die Knie nieder und betete. Als er sah, daß sich die Augen seiner Offiziere und Soldaten mit Thränen füllten, sprach er: „Weinet nicht, sondern betet. Je mehr Betens, desto mehr Sieg. Fleißig gebetet, ist halb gefochten." Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und Brandenburg. Da hörte er von der Belagerung Magdeburgs durch Tilly, und sofort beschloß er, der Stadt zu Hilfe zu kommen. Aber der Kurfürst vor: Brandenburg mißtraute ihm und wollte ihm den Durchzug durch sein Land nicht gestatten. Endlich jedoch willigte er ein, und Gustav Adolf rückte nun aus Magdeburg los. 8. Zerstörung Magdeburgs. (1631.) Schon mehrere Wochen wurde das protestantische Magdeburg von Tilly belagert. Gustav Adolf hatte der Stadt zwar einen trefflichen Kommandanten gegeben, den Obersten Falkenberg, aber dieser besaß nur eine geringe Trnppenzahl und wenig Pulver. Dennoch verzagte er nicht und hoffte aus Gustav Adolfs Hilfe. Am 9. Mai hielt Tilly mit der Kanonade plötzlich inne und ließ seine Geschütze abführen. Die Magdeburger glaubten, er fliehe vor den anrückenden Schweden, und atmeten froh auf. Allein es war eine Kriegslist. Tilly rüstete zum Sturm. Am frühen Morgen er- schienen seine Truppen wieder, und um 7 Uhr begann der Sturm. Die Bürger hatten sich erst kurz vorher zur Ruhe begeben. Da stieß der Turmwächter ins Lärmhorn, und die Sturmglocken läuteten. Falkenberg wirft sich den Stürmenden mutvoll entgegen; aber eine Kugel streckt ihn nieder. Da verliert die Besatzung den Mut. In wenig Stunden sind die Feinde Herren der Stadt, und nun häufen sich Greuel auf Greuel. In einer Kirche hieben die Kroaten 53 Per- sonen (meist Frauen) den Kopf ab. Säuglinge wurden mit langen Spießen durchstochen und dann ins Feuer geworfen. Alle Gassen waren mit Leichen be- deckt. Herzzerreißendes Geschrei, Winseln und Röcheln erfüllte die Lust. Bald
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