1896 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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grämt. Groß ist die Wachsamkeit des Hundes. Nicht das leiseste Geräusch ent-
geht seinem Ohre. Bemerkt er etwas Verdächtiges, so weckt er durch lautes Gebell
den Hausherrn. Diebe oder Bettler bekommen nicht selten sein scharfes Gebiß zu fühlen.
3. Die Gelehrigkeit des Hundes, besonders des Pudels, ist weltbekannt.
Er lernt tanzen und durch den Reif springen. Er sucht das Verlorene und trägt
seinem Herrn den Stock im Maule nach. Auch geht er mit dem Korbe zum
Fleischer und holt seiner Herrin Fleisch und Wurst. Einst hatte ein Hundefänger
alle Hunde der Stadt, die ohne Maulkorb umherliefen, aufgefangen und in eine
Scheune gesperrt. Kaum war er fort, als ein Mitgefangener Pudel sich auf die
Hinterbeine stellte, die Klinke aufdrückte und die gefangene Schar in Freiheit setzte.
Einem Müller zeigte
einst sein Hund an, daß
seine Tochter in den
Bach gefallen sei, und
in Warschau sprang ein
Hund in den Strom,
um ein kleines Mädchen
den Wellen zu entreißen.
4. Die Bernhardiner.
Ein schönes Beispiel
von Aufopferung und
Treue liefern uns die
Bernhardiner Hunde,
die in dem Hospiz des
St. Bernhard in der
Schweiz gehalten wer-
den. Die Mönche dieses
Klosters machen sich bei
schlimmem Wetter auf,
um erstarrte oder von
Lawinen verschüttete
Wandrer auszusuchen.
Dabei leisten ihnen
dann ihre Hunde die
nützlichsten Dienste. Die
Hunde tragen am Halse
ein Körbchen mit Nahrungsmitteln und einer Flasche Wein. Haben sie einen
Verunglückten ausgewittert, so scharren sie ihn aus dem Schnee hervor und melden
ihn eiligst bei den Mönchen an. Der berühmteste unter ihnen hieß Barry. Er
rettete mehr als 40 Menschen das Leben. Einst wußte er einen aufgefundenen
Knaben zu bewegen, sich auf seinen Rücken zu setzen. Erfreut trug er ihn zum
Kloster, zog an der Klingel, übergab den Mönchen den Findling und eilte sogleich
aufs neue zum Suchen fort. — Die echten Bernhardiner sind jetzt ausgestorben.
An ihre Stelle ist eine verwandte Rasse getreten.
5. Die Tollwut des Hundes erscheint in 2 Formen, entweder als rasende
oder als stille Wut. Wodurch sie eigentlich entsteht, weiß man nicht genau. Über-
tragen wird sie auf Menschen und Hunde durch den Biß und Speichel wutkranker
Hunde. Daß die tollen Hunde auch immer wasserscheu seien, ist ein Irrtum. Sie
saufen anfangs sogar gern, können aber nicht schlucken. Erst später tritt Wasser-
scheu ein. Das Schäumen des Maules kommt nur bei den Hunden vor, die an der
stillen Wut leiden; bei diesen hängt der Unterkiefer schlaff herab, weshalb sie das
Hunde vom St. Bernhard.