1898 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Einfache Schulverhältnisse
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
38
5. Der französische Abschnitt (1636—48). Da wurde die Kriegsflamme
neu geschürt durch Frankreich, welches Deutschland schwächen und Elsaß ge-
winnen wollte. Mit Geld und Truppen unterstützte es die Schweden. Nicht für
den Glauben stritt man mehr, sondern um Beute an Geld und Land. Kaiser
Ferdinand starb vor dem Ende des Krieges mit der Beteuerung, „daß er
Gottes Ehre und das Wohl der Kirche im Äuge gehabt habe". Auch Bern-
hard von Weimar starb plötzlich, und Frankreich nahm sein Heer in Besitz.
Besonders furchtbar machte sich der Schwede Tor sie n so n. Er war siech und
mußte immer in der Sänfte getragen werden, aber siegreich durchflog er
Deutschland von einem Ende zum andern, und zweimal zitterte Wien vor ihm.
In Bayern hausten die Franzosen schrecklich, in Böhmen die Schweden unter
Königsmark. Schon überschüttete er die Stadt Prag mit glühenden Kugeln,
da erscholl aus Münster und Osnabrück das ersehnte Wort: Friede!
6. Der westfälische Friede (1648) enthielt folgende Hauptbestimmungen:
Die'evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Die Kirchen-
güter wurden so verteilt, wie es im Jahre 1624 gewesen war. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern, Frankreich ein Stück vom Elsaß,
Brandenburg Hinterpommern und einige Bistümer, Sachsen die Lausitz,
Bayern die Oberpfalz, ein Sohn des Winterkönigs die Unterpfalz mit
einer 8. Kurwürde. Friede war's, doch der Friede des Grabes! Deutschland
war stellenweise zur Wüste geworden, die Bevölkerung durch Schwert, Hunger
und Seuchen zusammengeschmolzen, aller Wohlstand vernichtet, alles Streben
gelähmt. Aus den Soldatenhorden bildeten sich Räuberbanden, und alle Laster
gingen im Schwange. Das waren die Früchte des Religionskrieges!
20. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden-
burg, der Schöpfer des preußischen Staates (1040—1088).
1. Der sittenstrenge Jüngling. Als Knabe wurde Fr. Wilhelm vor
den Kriegsstürineu nach Küftrin geflüchtet und dort erzogen. Später reiste er
zu seiner Ausbildung nach Holland. Hier sah er in dem weisen Statthalter von
Oranien einen trefflichen Herrscher und in
den fleißigen Holländern glückliche Unter-
thanen. Er nahm sich vor, sein Land und
Volk ebenso glücklich zu machen. Als man
ihn zu Ausschweifungen verleiten wollte,
floh er ins Feldlager zu Oranien und
äußerte dabei: „Ich bin es meinen Eltern,
meinem Lande und meiner Ehre schuldig."
Oranien klopfte ihm auf die Schulter und
sagte: „Eure Flucht ist heldenmütiger, als
wenn ich diese Festung eroberte; wer sich
selbst besiegt, ist großer Thaten fähig."
2. Der entschlossene Regent. Als
Friedr. Wilhelm zur Regierung kam, war
das Land verwüstet und von den Schweden
16. S,r «rot« Mir#. b-s-tzt. Der jung Kurfürst bild-,- ei»
eigenes Heer und schloß mit den Schweden
Waffenstillstand. Im westfälischen Frieden erlangte er durch seine Klugheit und
Festigkeit günstige Bedingungen. Er vermählte sich mit der edlen Luise Hen-
riette von Oranien, der Tochter des niederländischen Statthalters. Vor ihrer
Ankunft ließ er Berlin verschönern, das Schloß ausschmücken und die Linden-