1898 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Einfache Schulverhältnisse
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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schaft der Bach- und Wiesmbewohner! Warum finden sich auf Wiesen so viele Bienen,
Hummeln, Mücken, Fliegen, Zirpen? Warum Frösche, Maulwürfe, Ringelnattern, Kiebitze?
Wie dienen Tiere den Pflanzen und Pflanzen den Tieren? Entwickelungögeschichte der einzelnen
Lebewesen, besonders des Frosches und der Herbstzeitlose! Ausrüstung zum Kampf ums
Dasein! Vergleichung der Fische und Krebse!
Naturlehrer I. Im Sumpfboden. Kreislauf des Wassers: Die verschiedenen Er-
scheinungsformen der Körper. Die Niederschläge (20). Das Barometer (15). Porosität (2).
11. Die Dampfmaschinen (21). Torsbildung: Verbrennung. Wirkung der Luft
auf das Leben (16). ____
Iv. Das Feld. (Im Juli.)
Die Äcker ziehen sich eine Anhöhe hinauf und stoßen oben an eine Trift.
Hundsrosen, Schm-arz-und Weißdornen bilden eine Hecke. Auf der Trift
weidet eine Schafherde. Mit den Wollenflöckchen an den Hecken füttern die Vögel
ihre Nester weich aus. Auf dem Rücken der Schafe lesen Stare die lästigen
Zecken ab. Weiße Bachstelzen laufen und fliegen zwischen den Schafen umher
und fangen das Geschmeiß. Ein taubcngroßer, lehmfarbiger Wiedehopf durch-
ivühlt den Kot nach Maden und Käfern. Plötzlich verraten die kleinen Vögel durch
Schreien und Fliegen einen H a b i ch t, der auch den übelriechenden Wiedehopf nicht
verschmäht. Dieser rettet sich durch eine List: er wirft sich mit ausgebreiteten
Flügeln auf die Erde und sieht nun wie ein Lehmhäufchen aus.
Auf den H u n d s r o se n summen zottige H u in m e l n. Ihnen und den K ä f e r n
stellt der Würger nach. Er ist größer als der Star, aschgrau mit schwarzen Zügel-
streifen durch die Augen. Der kleinere, schöne Dorndreher hat einen Gold-
schmied an Dornen gespießt und speist ihn stückweise. Schwarze Totengräber
nnt 2 gelben Binden begraben eine Feldmaus, damit ihre ausschlüpfende Brut
im Aase gleich Nahrung findet. Auf einem Feldsteine hält ein Bussard Umschau
nach Mäusen.
Die Schafe haben den Rasen kahl gefressen, nur die giftige Wolfsmilch mit
dem weißen Safte, sowie Disteln und Kletten haben sie verschont. Desto größere
Freude hat der bunte Stieglitz an dem Samen der beiden letzten.
In sanften Wellen wiegt sich das Getreide: Roggen, Weizen, Gerste,
Hafer. Diebeiden erster» sind Winter-, die letzteren Sommergetreide. Feinde
der jungen Saat sind Schnecken und Feldmäuse, der reifenden Körner Rost,
Meltau und Mutterkorn, die durch Pilze erzeugt werden.
Zwischen den Getreideäckern finden sich Hülsenfrüchte, z. B. Erbsen,
Linsen, Wicken und Bohnen mit Schmetterlingsblüten.
Von Futterkräutern bemerken wir den roten Kopfklee, den bläulichen
Luzernklee, den weißen und gelben Steinkleeund die purpurrote Esparsette.
Hier summen mit Lust die Bienen und Hummeln beim Honigschmause. In
Mäuselöchern und Steinhaufen haben letztere ihre Wohnung. Dem roten Klee
leisten sie die besten Dienste, indem sie bei der Befruchtung helfen. In die enge,
tiefe Röhre der Schmetterlingsblüten senken sie ihre langen Rüssel und tragen dabei
den Staub von Blüte zu Blute. Ohne ihre Hilfe würde der Klee taub blühen.
Eine Gespinstpflanze ist der blaue Lein. Ein schlimmer Feind von Klee
und Lein ist die Flachsseioe, ein Schmarotzergewächs, das mit nackten, rötlichen
Fadenarmen die Pflanzen umstrickt und erwürgt.
An Hackfrüchten sehen wir Kartoffeln, Runkeln, Kohlrabi.
Ein Rapsfeld zeigt die gebräuchlichste Ölpflanze. Feinde des Rapses
und derhackfrüchte sind die Erdflöhe, kleine, grünblaue Käfer, Engerlinge,
die Larven des Maikäfers, Erbsenkäfer, braune Rüsselkäfer von der Größe
eines halben Roggenkorns, Kartoffelkäfer und Pfeifer, Schmetterlinge, deren
Raupen die Rapsschoten durchlöchern.
Auch Gäste beherbergt das Feld. Durch die Hackfurchen des Kartoffelfeldes
eilt geduckt ein Volk von Rebhühnern. Eine Wachtel läßt im Weizenfelde
ihren hüpfenden Schlag erschallen. Ein Hase macht ein Männchen. In einem
Haferstück brütet eine Fe ld ler ch e. Auf einem Erbsenstück hat ein Ham ster seinen
Bau. Aus den Roggenhalmen leuchtet der rote K l a t s ch m o h n, die blaue K o r n»
blume, die rötliche Kornrade und die weiße Theekamille.