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1. Deutsche Bürgerkunde - S. 167

1910 - Leipzig : Voigtländer
167 Die einfachste, niedrigste Stufe nächst der der Sammel- völker ist die der Jäger - und Fischervölker. Diese Völker sind in ihrer Ernährung lediglich aus die Ergebnisse der Jagd oder der Fischerei angewiesen; sie kümmern sich nicht um die Ver- mehrung ihrer Nahrungsmittel, sind also völlig von ihrer Um- gebung, der Natur, abhängig. Wohl bedürfen sie schon der Arbeit, um die Rohstoffe, die die Natur bietet, sich anzueignen und zum Gebrauch herzustellen, wohl wenden auch sie schon in ihren Geräten und Waffen Mittel an, die sie zu planmäßigem ferneren Gebrauche aufbewahren (Kapital), allein die Stoff- menge ihrer Nahrung ist doch wesentlich durch die Natur be- stimmt; diese bringt bei ihnen hauptsächlich die Nahrungsstoffe hervor, sie hat also den Hauptanteil an der Güter- erzeugung (Produktion). Natur und Arbeit sind die beiden Grundbedin- gungen (elementaren Faktoren) der Gütererzeugung, neben denen meist noch die H e r st e l l u n g s m i t t e l (das Kapital) in Betracht kommen. Die Tätigkeit des Jägers wie die des Fischers ist nicht mühelos; sie verlangt Geschicklichkeit, Ausdauer, Kühnheit und List, aber sie ge- währt ihm nicht die Möglichkeit, durch eigene Tätigkeit seine Nahrungs- quelle zu vermehren. Jeder Volksgenosse verrichtet dieselbe Arbeit; es findet also iavgesehen davon, daß die Frauen im Hause ihren besonderen Wirkungskreis haben) noch keine Arbeitsteilung statt. Das Ein- kommen ist sehr veränderlich und unregelmäßig, je nach dem Reichtum der Gegend; nach und nach muß, zumal bei Vermehrung der Bevölkerung, Nahrungsmangel eintreten, der dann eine Veränderung des Wohnsitzes nötig macht. Dadurch entstehen Kämpfe mit anderen Stämmen, und so ist das Leben dieser Völker ein fortwährender Kampf mit Tieren und Menschen um die Nahrung. Da das für eine Familie erforderliche Wild einen großen Raum braucht und durch die Nachstellung immer seltener wird, ähnlich auch der Fischreichtum ganz an die Küste und den Lauf der Ströme gebunden ist und durch den Fang allmählich abnimmt (wenngleich die Gefahr für Fischervölker bei weitem nicht so groß ist wie für Jägervölker), so kann die Bevölkerung auf dieser Stufe nicht zahlreich, das Gebiet nur dünn bewohnt sein. Diese Völker haben ein gemeinsames Eigentum (die Jagdgründe oder die fischreichen Gewässer), das sie gegen fremde Völker verteidigen, aber jeder Volksgenosse hat auch schon Privateigentum an Waffen, Geräten und Kleidungsstücken. Freilich sind alle diese Dinge noch sehr einfach, und ein Austausch findet noch nicht statt. Auch das geistige Leben dieser Völker ist wenig entwickelt. Jägervölker sind jetzt noch u. a. die Hottentotten und Buschmänner in Afrika und die Botokudeu in Südamerika; Fischervölker findet man z. B. auf der Vancouverinsel und in den Ländern der kalten Zone.
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