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1918 -
Halle (Saale)
: Gesenius
- Autor: Sanwürk, S. von, Ehringhaus, Friedrich, List, Heinrich Theodor
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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7. Die Liege der Japaner über die Rusten 1904/05.
Inzwischen hatte Japan zu Lande und zu Wasser glänzende Cr-
solge. Rach dem Siege bei Liaojan wurde die Festung Port-Arthur
eingeschlossen. Schon im August begannew die Stürme aus ihre Vor-
stellungen. Die russischen Geschwader waren besonders unglücklich.
Der tüchtige Admiral Makarow geriet aus japanische Minen und ging
unter; in der Seeschlacht im Gelben Meer wurde im August der Kern
des Port-Arthur-Geschwaders vernichtet. In den Oktoberkämpfen am
Schaho mußten die Russen wiederum weichen, und Anfang Januar siel
Port-Arthur. Das erbitterte Ringen bei Mukden vom 7. bis 11. Mürz
1905 brachte den Rußen erneute Schläge. Als sie nun mit ihrer Ost-
seeflotte einen letzten Versuch machten, das Schicksal zu wenden, verhielt
sich Deutschland streng neutral. Beinahe wäre es jetzt zum Kampfe
Rußlands mit England gekommen, als russische Schisse englische
Fischersahrzeuge in der Rordsee für feindliche Torpedoboote hielten und
beschossen; aber die englische Staatsklugheit vermied ihn. Die russische
Gefahr war durch die vielversprechenden japanischen Erfolge schon hin-
reichend abgeschwächt. Cs erschien daher vorteilhaft, keine Zukunfts-
aussichten zu zerstören; denn als gefährlichster Gegner war in letzter Zeit
mehr und mehr das Deutsche Reich erschienen. Diese Tatsache wurde
gerade jetzt häufiger in englischen Zeitungen offen verkündet. In-
zwischen rückte der Zeiger der Weltgeschichte vor und brachte die
Marokko-Angelegenheit in den Vordergrund.
8. Fortgang des ersten Marokko-Abkommens,
b) Besuch Kaiser Wilhelms in Tanger 1905.
Im Oktober 1904 hieß es in einer Depesche des Bureaus Reuter
in London: „Der Marokkovertrag enthält eine Reihe geheimer Be-
stimmungen, die nicht veröffentlicht werden." Hierdurch wurde Deutsch-
land schon mißtrauisch, noch mehr unter dem Eindruck der englischen
Angriffe im Winter 1905. Als nun die Franzosen im Februar 1905
dem Sultan von Marokko eine Reihe von Forderungen vorlegten, die
auf eine vollkommene Aufrichtung einer Oberherrschaft hinauskamen,
hielt die deutsche Regierung ein längeres untätiges Zusehen für unter
der Würde des Reiches. Auf einer Vesuchsreise in Lissabon befindlich,
stellte Kaiser Wilhelm auf Anraten der Regierung seine Person in den
Dienst der Politik und fuhr nach Tanger weiter. Dort hob er in der
Begrüßungsrede hervor, sein Besuch gelte dem Herrscher des unab-
hängigen Landes, das dem friedlichen Wettbewerb aller Völker ohne
Sonderrechte und Ausschließung geöffnet bleiben sollte.
Was wollte Deutschland hiermit erreichen, und welches Ziel ver-
folgte es in Marokko? Die beste Aufklärung hierüber und über die
Ziele der deutschen Weltpolitik gibt die Rede, die Kaiser Wilhelm vor
seiner Ausfahrt am 23. März 1905 in Bremen hielt. Cr sagte damals:
„Ich habe mir gelobt, aus Grund meiner Erfahrungen in der Ge-
schichte, niemals nach einer öden Weltherrschaft zu streben. . . . Das