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1. 1870 - 1914 - S. 52

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
52 c) Das Potsdamer Abkommen 1910. Cine Entspannung der zugespitzten europäischen Lage trat dadurch ein, daß Sasonow, der neue Minister Rußlands, der Nachfolger Is- wolskis, scheinbar versuchte, freundschaftliche Beziehungen zu Deutsch- land herzustellen. Im Dezember 1910 reiste der Zar mit ihm nach Potsdam. Hier wurde das herzliche Verhältnis zu Kaiser Wilhelm betont, und im nächsten Jahre während des zweiten Marokko-'Abkommens auch eine deutsch-russische Verständigung über Persien und die Bagdad- bahn erzielt. Die Wolken schienen wie fortgeblasen. Heute nehmen wir an, daß Rußland w.gen seiner ungenügenden Rüstung Zeit gewinnen wollte und darum alle deutsch-feindlichen Bestrebungen nach außen ver- mied, während im Inneren gerade 1910/11 eine allgemeine Demschen- hetze einsetzte. Wenn der Zar es vielleicht ehrlich meinte, so hatte er nicht genügend Einfluß aus die Kriegspartei; außerdem wollte diese es wohl auch den Westmächten nahelegen, daß Rußland nicht von ihnen abhängig sei und nötigenfalls auch selbständig handeln könne. In Lon- don und Paris entstand jedenfalls lebhafte Beunruhigung über das scheinbare Abrücken des Dreiverbandsgenossen; beide Staaten bemühten sich nun mit doppeltem Eifer um ihn und erhielten auch bald von St. Petersburg die geheime Mitteilung, daß alles beim alten bleibe. In Berlin aber übersah man die Deutschenhehe und die feindliche Orientpolitik und glaubte zuversichtlich, die alte russische Freundschaft sei wiederhergestellt. Wie der Dreiverband tatsächlich gesonnen war, zeigte sich in seiner zweiten Machtprobe, der zweiten Marokkoentscheidung von 1911. 4. Das zweite Marokko-Abkommen 1911. Da man in England und Frankreich den damaligen Zustand als unbefriedigend empfand, hielt man einen neuen Vorstoß für nötig, und dazu sollte Marokko der Kampfgegenstand sein. Frankreich war nämlich nicht gesonnen, die Abmachungen von 1906 und 1909 zu halten, sondern nutzte die Wirren in Marokko aus, um den Sultan völlig von sich ab- hängig zu machen. Im März war Delcasse wieder Minister geworden und hatte gegen Deutschland gehetzt. Am 22. Mai 1911 zogen fran- zösische Truppen zum Schutz der angeblich bedrohten Hauptstadt Fes dort ein. Damit war aber die Selbständigkeit Marokkos vernichtet. Die deutsche Regierung war auch entschlossen, jetzt fest zuzugreifen, da sie damals durch Rußland sich im Rücken gedeckt glaubte, um die Marokkostreitigkeiten nun endgültig zu erledigen. Zur itberraschung der Gegner, die glaubten, Deutschland ließe sich einschüchtern, erklärte v. Kiderlen-Wächter, Deutschland könne die Besetzung Marokkos nur gegen anderweitige Entschädigungen anerkennen. Als die Verhand- lungen sich hinzogen, wurde das deutsche Kanonenboot Panther nach dem westmarokkanischen Hafen Agadir gesandt als Hinweis für Frank- reich, daß Marokko noch keine französische Kolonie sei. Eine Besitz- erwerbung von gewisien Teilen des Landes, die viele Deutsche wgen seines Crzreichtums erhofften, war von vornherein nicht beabsichtigt.
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