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1. Unser Heer - S. 89

1903 - Leipzig : Dürr
89 aber würden sie staunen, zu sehen, wieviel besser die Invaliden jetzt aufgehoben sind als früher, und wieviel behaglicher sie wohnen und leben. Dieselben Räume, die früher 500—600 Mann beherbergten, dienen jetzt nunmehr 50 Offizieren und zwar ebensoviel Unteroffizieren zur Wohnung, von denen allerdings der größte Teil verheiratet ist, so daß immerhin etwa 300 Menschen in dem Hause leben. 5. Sie bilden eine Welt für sich, in der sie ein behagliches und ruhiges Leben führen. Wenn auch etliche jüngere Insassen mit ihrer Familie noch das Getriebe der Großstadt aufsuchen und die Ver- gnügungen derselben genießen, so sind doch viele andere, die sich an dem, was das Haus und seine Umgebung bieten, genügen lassen und froh sind, in der Stille und Zurückgezogenheit bleiben zu können. Meist ist es auch still im Hanse, und nur selten begegnet man jemand in den langen Korridoren; die Invaliden sitzen unter den schattigen Bäumen des Gartens und reden von vergangenen Zeiten, und drinnen waltet die Hausfrau ihres Amtes, um auch an ihrem Teil dem Gatten das Leben lebenswert zu gestalten. An der Spitze des Hauses steht ein Gouverneur und — haupt- sächlich für die inneren Angelegenheiten des Hauses — ein Kommandant. Ihnen sind die einzelnen Kompagniechefs untergeordnet, welche hier noch mehr als bei der Truppe die Sorge für das Wohl ihrer Untergebenen und deren Familie auf dein Herzen tragen müssen. An sie wendet sich nicht nur der Mann mit seinen dienstlichen Anliegen, nein, auch die Hausfrau weiß, daß sie bei ihm ein offenes Ohr findet für die Sorgen und Nöte innerhalb ihrer vier Wände. Die vielen Insassen fühlen sich im Grunde als eine einzige große Familie; das Zusammenwohnen bringt sie auch innerlich einander nahe, und es mag nicht viele Häuser in der Großstadt geben, wo das Ge- fühl der Zusammengehörigkeit in schönerer Weise zutage tritt, als im Jnvalidenhause — und das bei fröhlichen wie traurigen Anlässen. An beiden fehlt es dort nicht! Die vaterländischen Erinnernngstage, obenan der Geburtstag des alten Fritz, bieten Gelegenheit zur Feier für die Offiziere wie für die Mannschaften, und die Kasinokommission sorgt, daß es auch den Damen nicht an Vergnügen fehlt. Mehr als einmal kommen sie im Laufe des Jahres im Kasino zusammen, und die unge- zwungene Fröhlichkeit, die dann herrscht, läßt es den eingeladenen Gast ganz vergessen, daß er sich im Jnvalidenhause befindet. — Aber auch ernste Tage kommen vor, wenn der Tod in das Haus einkehrt und unter den Alten und Gebrechlichen seine Opfer aussucht. Dann ist es noch stiller dort als sonst, und leise schleicht ein jeder an der Tür der betreffenden Wohnung vorüber, um die Ruhe des Toten nicht zu stören. In solchen Zeiten öffnet sich dann das Tor des Kanonenhofs, das sonst stets verschlossen ist, und der Entschlafene nimmt zum letztenmal aus
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