1903 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: ,
- Hrsg.: Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sandt. Ein stattlicher, hochgelegener Bau von zwanzig Fenster Front
bietet Raum für über 100 Waisen. Schon die Eingangshalle mit der
fast lebensgroßen Figur des segnenden Christus nach Thorwaldsen zeigt, daß
man auch hier nicht gespart hat, den Kindern der verstorbenen Kameraden
ein Heim zu schaffen, in dem alle Bedingungen für eine gedeihliche Ent-
wickelung der Zöglinge gegeben sind.
5. Wenn auch im äußern und einzelnen die Anstalten mancherlei
Verschiedenheiten zeigen, der Geist, der in ihnen regiert, ist überall der-
selbe. Barmherzige Liebe und kameradschaftlicher Sinn haben die
Waisenhäuser gebaut und beschaffen fort und fort die bedeutenden
Mittel zum Unterhalt derselben. Die der Schule entwachsenen Zög-
linge denken gern an die Zeit, in der sich die Waisenpflege des Deutschen
Kriegerbundes ihrer hilfreich angenoinmen hat und blicken dankbar zurück
auf ihre geliebte zweite Heimat, das Krieger-Waisenhaus.
Aereboe, Inspektor des Waisenhauses Römhild.
Vi.
Lhveufteine.
¡. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal aus dem Kyffhäuser und
seine Einweihung.
1. Um viele deutsche Berge und Burgtrümmer webt die alte Sage
und läßt Könige und Helden längst entschwundener Zeiten in ihrem
Schoße schlafen. So wohnt Kaiser Karl der Große im Odenberg bei
Fritzlar, so hausen Siegfried, Arminins und Ariovist im Bergschlosse
Geroldseck und Wittekind in dem Berge bei Mehnen an der Weser.
Und aus dem Rodenstein im Odenwald und aus dem Donnersberg in
der Pfalz brechen von Zeit zu Zeit in dunkler Nacht Gespensterheere
hervor und erfüllen die Luft mit Waffengeklirr und Schlachtenlärm.
Keine jener Sagen hat aber so große Bedeutung erlangt, keine ist so
tief in die Herzen der Deutschen gedrungen wie die Sage von Kaiser-
Friedrich im Kyffhäuser. Kein Wunder, denn sie diente nicht allein der
Verherrlichung der Vergangenheit, verwob sich vielmehr mit einer hohen
Verheißung für die Zukunft. Zerrissen, ohnmächtig war das Reich,
als jene Sage entstand, aber das Volk glaubte an seine Wiedergeburt
und erzählte sich, daß der alte Kaiser einst sein unterirdisches Schloß
verlassen und des Reiches Herrlichkeit wieder herstellen werde. Kein
Wunder, daß in Zeiten, als der Kamps um Deutschlands Unabhängig-
keit und Einheit entbrannte, auch die Dichtkunst dieser Sage sich be-